: Alles legal in Ostwestfalen
Ante S. wettet hier nicht mehr: Ein Jahr nach dem Skandal-Pokalspiel verliert Paderborn im DFB-Cup gegen Wolfsburg. Der SCP trauert nicht und setzt ganz auf den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga
AUS PADERBORNROLAND LEROI
Ralf Hilmes erlebte einen entspannten Nachmittag. Ab und an machte sich der Schiedsrichter-Lehrwart beim DFB-Pokalspiel zwischen dem SC Paderborn und dem VfL Wolfsburg zwar ein paar Notizen in seine vorgefertigten Meldeblätter, doch wirklich spektakuläre oder gar skandalöse Begebenheiten musste Hilmes nicht aufzeichnen. Der Bundesligist gewann nahezu locker mit 2:0 (2:0) beim Neu-Zweitligisten aus NRW. Auf eine Überraschung warteten die knapp 5.000 Zuschauer vergebens. „Alles im grünen Bereich, der Schiri wurde ja auch vor keine schwierigen Entscheidungen gestellt und hat alles souverän gemeistert“, meinte Hilmes, der zur Kontrolle des Berliner Unparteiischen-Gespanns um Manuel Gräfe extra aus Nordhorn angereist kam.
Abgesehen von ein bisschen Getuschel im Hintergrund („Na, heute schon gewettet?“) erinnerte nichts an jenes Pokalspiel zwischen Paderborn und dem Hamburger SV, das exakt 366 Tage zuvor an gleicher Stelle stattfand. Schon deshalb stand die Partie am Samstag unter besonderer Beobachtung. Damals siegten die Ostwestfalen unter Mithilfe des Berliner Skandal-Schiedsrichters Robert Hoyzer mit 4:2. Später gab der „Unparteiische“ zu, dass er das Match für die Wettmafia um den Berliner Ante S. verschoben habe. Vor einem Jahr hatte der DFB das Spiel nicht beobachten lassen, was man inzwischen bereut. Deshalb ist es nun normal, dass alle „wettbaren“ Spiele bis runter zur Regionalliga – und natürlich auch im DFB-Pokal – kontrolliert werden.
Schiri-Aufpasser Hilmes ist fast jede Woche unterwegs, um seine Kollegen im Dienst zu sehen. „Längst aufgearbeitet“ habe der DFB den Schiedsrichter-Skandal und selbst Hilmes fiel es im ersten Moment gar nicht auf, dass nach Hoyzer mit Gräfe erneut ein Schiedsrichter aus Berlin nach Ostwestfalen geschickt wurde. „Das zeigt, dass der DFB mit dem Hoyzer-Fall abgeschlossen hat“, wertete Hilmes die Ansetzung als positives Signal.
Auch die Spieler, die vor einem Jahr schon dabei waren, beteuern, dass sie nicht mehr an Hoyzer denken. „Viel zu lange her, das ist bei uns überhaupt kein Thema mehr“, meinte Paderborns Kapitän Stefan Maaß, der die größte Chance der Hausherren vergab. Maaß ließ einen – im übrigen unumstrittenen – Foulelfmeter von VfL-Keeper Simon Jentsch parieren. Ärgerlich sei das gewesen, „weil wir Wolfsburg damit in die Karten gespielt haben“, meinte Maaß, der als Quintessenz beklagen musste, dass „wir unsere wenigen Möglichkeiten nicht nutzten.“
Weitaus cleverer agierte der Bundesligist. Wolfsburg benötigte zwei Chancen von Mike Hanke (14.) und Diego Klimowicz (28.), um die sichere 2:0-Führung zu erzielen. Weil Hanke überdies das 2:0 vorbereitete, durfte sich der ehemalige Schalker als Matchwinner fühlen. „Wir harmonieren prima“, lobte Hanke das Zusammenspiel mit seinem Sturm-Kollegen Klimowicz und freute sich, dass er unmittelbar vor dem ersten Training des Neuzugangs und Konkurrenten Steve Marlet noch eine Duftnote setzen konnte. In Schalke nur Joker ist Hanke nun Stammspieler und sieht auch seine Chancen auf eine WM-Teilnahme trotz seiner Rot-Sperre in den ersten beiden Spielen keineswegs gesunken. Bundestrainer Jürgen Klinsmann habe ihm neulich telefonisch versichert, dass „ich weiterhin gute Aussichten habe. Meine WM-Chancen sind nicht geringer geworden.“
Während er das erzählte, beklagte Wolfsburgs Kapitän Pablo Thiam, dass man den Gegner nicht an die Wand gespielt habe. „Auch wenn es 2:0 steht, müssen wir das Spiel weiter diktieren, wir ließen uns aber zu sehr hängen, hielten nicht unsere Positionen und ermöglichten Paderborn noch ein paar kleinere Chancen“, sagte Thiam. Dass Wolfsburg diese nicht nutzte, habe an der mangelnden Kraft gelegen. „Wir agierten zunächst sehr kraftaufwändig. Ohne den Anschlusstreffer fehlte uns am Ende die zweite Luft“, sagte SCP-Stürmer René Müller. Erleichtert stellte Wolfsburgs Trainer Holger Fach fest, „dass wir mit Ausnahme weniger Minuten alles im Griff hatten.“
Sein Paderborner Kollege Jos Luhukay mochte das bestätigen. „Wir konnten zwar nicht gewinnen, hielten aber mit“, will der niederländische Coach trotz der ausgebliebenen Schlussoffensive „viele positive Dinge“ gesehen haben. Die Musik spielt ohnehin in der zweiten Liga, in der Paderborn letzte Woche mit einem 5:0 über Saarbrücken eindrucksvoll ankam. Auch wenn sich der Verein aus dem Pokal schon wieder verabschiedet hat, blieb doch alles im grünen Bereich.