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Alles groß: die Gesten, das Getöse

Für die richtige Verzahnung von Kunst und Macht braucht Richard Wagner mindestens einen Palast

„Vorspiel. Wagner in den Palast“ mit Live-Sampling, Asbest-Vortrag und weiterem mehr heute um 20 Uhr im Festsaal der Sophiensæle, Sophienstraße 18

Zum Aufwärmen eine kleine Zitatenschau: Wen es interessiert, was Mick Jagger von den deutschen Werten hält, mag sich mit dem knapp hingerotzten „Fuck Wagner“ begnügen. Auch Christoph Schlingensief sperrt den Komponisten sicherheitshalber im Gartenzwergformat weg. Was sonst will sein „Wagner hat schon vor 150 Jahren ‚Gute Zeiten, schlechte Zeiten‘ vorgemacht“ sonst sagen?Aber es hilft alles nichts. Wagner will da raus. Mit seinem Drang zum Pompösen. Dem Auftrumpfenden. Der großen herrischen Geste, und mit diesen Stichworten bilden die beiden ein hübsches Pärchen: Richard Wagner und der Palast der Republik. In einem Projekt von Christian von Borries und Detlev Schneider sollen sie demnächst zusammenkommen, und zur Vorbereitung wird das Terrain heute in einer symbolischen Ortsbegehung schon mal sondiert. Aus der sicheren Distanz der Sophiensæle, in denen an den verschiedenen Aspekten des Themas gezupft wird. Am besten stellt man sich das als multimediale Installation vor. Ein Vortrag über Asbest (die Problemzone des Palasts) zählt genauso dazu wie reichlich Wagner. Elektronisch gesampelt. Und mit Märschen will man den rechten überleitenden Stechschritt zum hier allgegenwärtigen Preußenkomplex hinbekommen. Ein weiteres Zitat? Bitte sehr: „Preußen, das ist ein schönes Wort.“ Meint Martin Walser. Gloria galore. Ein Projekt der Reihe „deinmusikmissbrauch“.

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