: Alles anders
BASKETBALL Beim Supercup gelingt den Deutschen ein Prestige-Erfolg gegen Vizeweltmeister Türkei. Doch die EM-Vorbereitung ist lange noch nicht abgeschlossen
Bundestrainer Bauermann über seine NBA-Stars
AUS BAMBERG DAVID HEIN
„Wir haben noch einen weiten Weg. Vielleicht sind wir bei 60 oder 70 Prozent unseres Potenzials. Aber das geht nie linear. Aber wenn es drauf ankommt im ersten Spiel der Europameisterschaft, werden wir so weit sein, dass wir Israel schlagen können.“ Das sagte Dirk Bauermann, Trainer der deutschen Basketballnationalmannschaft, nach dem letzten Spiel der Supercups gegen die Türkei. Zum ersten Mal spielte die Auswahl mit NBA-Champion Dirk Nowitzki und Star-Center Chris Kaman. Deutschland sicherte sich dabei den zweiten Platz in diesem Viererturnier – mit Siegen über Belgien und die Türkei sowie einer bitteren Niederlage gegen Griechenland.
Nowitzki und Kaman sind erst am 16. August zu Bauermanns Mannschaft gestoßen, die schon am 23. Juli mit einem Trainingslager auf Gran Canaria die EM-Vorbereitung begonnen hat. Jetzt ist es Bauermanns Aufgabe, eine echte Mannschaft zu formen. Gar nicht einfach: viele der jungen Deutschen haben noch nie mit den zwei NBA-Stars gespielt. Die wiederum müssen selber erst noch ihre Form finden. „Es ist wie ein Neuanfang für alle, weil sich die Auswechslungs-Rotation total verändert hat“, so Kaman, der seit April, als für ihn die Saison mit den Los Angeles Clippers endete, kein Spiel mehr bestritten hat.
Auch Nowitzki weiß, dass noch viel Arbeit vor dem Team liegt. „Wir müssen einfach weiter an allem arbeiten. Das ist ein Prozess und es funktioniert nicht von heute auf morgen. Du brauchst Zeit und Training. Aber langsam passen wir uns schon an. Wir brauchen einfach die Zeit.“ Zeit? Am Mittwoch nächster Woche beginnt die EM in Litauen. Angst hat Nowitzki nicht davor. Er sieht viel Potenzial in der deutschen Mannschaft. „Da sind viele neue Leute dabei. Aber es sind doch noch ein paar alte Hasen dabei. Da haben wir einen guten Mix aus Erfahrung und Talent gefunden“, so Nowitzki, dem in Bamberg anzusehen war, dass auch er noch auf der Suche nach der Topform ist. „Es dauert doch noch eine Weile, bis ich in Wettkampfverfassung bin. Es waren doch drei Monate ohne Spiel. Von daher denke ich, dass ich ein paar Spiele brauchen werde. Aber ich werde meinen Rhythmus finden und eine gute EM spielen.“ Als der Supercup am Freitag angefangen hat, hatte Bauermann noch 14 Spieler im Kader, also zwei mehr, als er auf die Reise nach Litauen mitnehmen kann. Und nach der klaren Niederlage gegen Griechenland (56:69) merkte der Trainer die Anspannung der Spieler, die sich nicht sicher sein konnten, ob sie dabei sein werden oder nicht. Deshalb hat Bauermann vor dem Türkei-Spiel Spielmacher Per Günther und Forward Konrad Wysocki aus dem Kader gestrichen. Und Bauermanns Männer spielten schon gleich gelassener und entspannter. Sie wirkten befreit und bereit, sich an Nowitzki und Kaman zu gewöhnen. „Mit Dirk und Chris war es heute besser als zuvor. Aber weil sie selber ihre Form suchen, fällt es ihnen schwer, die anderen zu tragen, stabil zu machen, wie sie das in zwei Wochen tun werden“, meinte Bauermann nach dem Turnier.
Manche Beobachter fragten sich, warum Günther nicht mitfährt, da mit Steffen Hamann und Heiko Schaffartzik nun nur zwei Spielmacher im Team sind. Etwas ungewöhnlich, da die meisten Trainer mindestens drei Point Guards dabeihaben. Bauermann indes geht davon aus, dass auch Philipp Schwethelm als Spielmacher eingesetzt werden kann: „Philipp hat die Fähigkeiten, die einen Aufbauspieler auszeichnen – Präsenz, Ruhe, Gelassenheit mit dem Ball. Er hat diese Position in der Jugend gespielt und er hat damals in Köln viel an seiner Fähigkeit, Pick-and-Roll zu spielen, gearbeitet.“
Die Deutschen haben nun noch drei Testspiele vor der EM – am Dienstag gegen Bosnien in Bremen und dann am Freitag und Sonntag gegen Mazedonien in München und Berlin. „Bosnien ist eine Mannschaft, die auch unangenehm sein kann, die typischen Balkanbasketball spielen, den Ball bewegen, physisch spielen, die gute Werfer haben. Also für uns genau das Richtige, uns für die schweren Spiele vorzubereiten“, so der Coach. Mazedonien ist für China als Testgegner eingesprungen. Die Asiaten haben abgesagt, weil zu viele ihrer Spieler verletzt oder krank sind. Für Bauermann gar keine so schlechte Nachricht: „Das ist eher gut für unsere Vorbereitung.“