: Alle wollen dasselbe: endlich 'ne saubere Elbe
Magdeburg (adn/taz) — Die Elbe, einer der verseuchtesten Flüsse Mitteleuropas, soll wieder sauber werden. Diese fromme Absicht besiegelten am Montag Umweltminister Töpfer, sein tschechoslowakischer Amtskollege Vavrousek und der EG- Bevollmächtigte Brinkhorst in Magdeburg mit ihrer Unterschrift unter das erste internationale Vertragswerk nach der Vereinigung. Die Vereinbarung sieht vor, die 1.165 Kilometer lange Elbe gründlich zu sanieren. Dazu wurde eine „Internationale Kommission zum Schutz der Elbe“ ins Leben gerufen, deren Sekretariat in Magdeburg eingerichtet wird. Erste Aufgabe des Sekretariats, das von dem Tschechoslowaken Jiri Hannsmann geleitet wird: Mit einem Einleiter-Inventar sollen die Verschmutzer und Giftspritzer erfaßt werden. Dann soll ein Elbe- Alarmsystem eingerichtet und Aktionsprogramme zur Gift-Reduzierung entwickelt werden.
Nach den Worten von Umweltminister Töpfer soll die Elbe künftig wieder einwandfreies Trinkwasser liefern, ihre Fische sollen eßbar und ihr Wasser zum Schwimmen geeignet sein. Was in den 70er Jahren mit dem Rhein-Programm begann, müsse in den 90ern für Elbe und Oder gelten. Töpfer kündigte für die Oder eine ähnliche Schutzkommission an. Auch der Einzugsbereich der Elbe, die Mulde — die den Bitterfelder Dreck transportiert — und die Saale sollen wieder ökologisch instand gesetzt werden.
Die Umweltaufgaben in den neuen Bundesländern bezeichnete der Minister als dramatisch. Nur etwa die Hälfte aller Kommunen besitze eine Kläranlage, weniger als 20 Prozent seien mit einem vollbiologischen System ausgerüstet. Bei 1,4 Millionen Einwohnern im Osten Deutschlands gelte die Trinkwasserversorgung als hygienisch problematisch. CSFR-Umweltminister Vavrousek verwies darauf, daß rund die Hälfte des Trinkwassers aus dem Einzugsbereich der Elbe nicht den Normen entspreche.
Die Elbe entsprach bisher dem Belastungszustand des Rheins vor rund 20 Jahren. Jährlich trug der Fluß rund 22,5 Tonnen Quecksilber, 12,7 Tonnen Cadmium und 124 Tonnen Blei Richtung Nordsee. Der Quecksilbergehalt im Elbeschlick war zehn- bis 30mal höher als im Rhein. Durch die Schließung von einigen Problembetrieben — etwa in Bitterfeld — sei eine erste Entlastung erreicht worden. Das übliche sommerliche Massenfischsterben blieb in diesem Jahr aus.
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