Alle wollen dabei sein: Wahl der Rekorde
Eine Rekordbeteiligung von 130 Millionen Stimmberechtigten, Warteschlangen vor vielen Wahllokalen, Wahlkampf bis zur letzten Sekunde - so verläuft der Tag der US-Präsidentenwahl.
WASHINGTON afp/ap/dpa/rtr Bei der Präsidentenwahl in den USA hat sich eine Rekordwahlbeteiligung abgezeichnet. Nach dem längsten und teuersten Wahlkampf aller Zeiten bilden sich am Wahltag lange Schlangen vor den Wahllokalen.
Die Behörden hatten sich auf einen Riesenandrang eingerichtet. Zu Recht: Teilweise standen die Menschen bereits Stunden vor Öffnung der Wahllokale am frühen Morgen vor diesen. Dies galt besonders für die hart umkämpften Bundesstaaten Pennsylvania, Ohio und Virginia.
Erwartet wird eine Rekordbeteiligung von bis zu 130 Millionen Wählern: Knapp drei Viertel aller Wahlberechtigten hatten sich registrieren lassen. Schon in den vergangenen Wochen hatten fast 31 Millionen Wähler von der Möglichkeit einer frühzeitigen Stimmabgabe Gebrauch gemacht ("early voting").
Obama ist klarer Favorit
Nach letzten Umfragen des Senders CNN führte Obama in den Staaten, die vor vier Jahren der Demokrat John Kerry im Wahlkampf gegen George W. Bush gewonnen hatte. Gleichauf oder vor McCain lag er in etwa einem Dutzend Staaten, in denen Bush vor vier Jahren gesiegt hatte.
Nach einem von der Webseite realclearpolitics.com ermittelten Durchschnittswert von einem Dutzend Umfragen trennte Obama von McCain ein Vorsprung von mehr als sieben Prozentpunkten.
Auch Senat und Repräsentantenhaus werden teils neu gewählt
Die Wähler entscheiden auch über die Besetzung des Kongresses: Alle Sitze des Repräsentantenhauses und 35 der 100 Senatsposten standen zur Wahl. Umfragen zufolge dürften die Demokraten ihre derzeit knappe Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses ausbauen.
Dabei gilt das besondere Interesse dem Senat, wo die Demokraten mit 51 zu 49 Sitzen eine besonders knappe Mehrheit haben. Hier hoffen die Demokraten auf eine Mehrheit von 60 Sitzen, denn dann hat die Gegenseite keine Möglichkeiten mehr, mit Geschäftsordnungstricks Entscheidungen der Demokraten im Senats zu verhindern.
Die Wahllokale im Osten öffneten zwischen 5 Uhr und 7 Uhr Ortszeit (11 bzw. 13 Uhr MEZ). Bis 16 Uhr MEZ schlossen sich die westlicheren Bundesstaaten an, zum Schluss die Wahllokale in Alaska (17 Uhr MEZ) und Hawaii (18 Uhr MEZ).
Die Kandidaten haben gewählt
Obama gab seine Stimme in seiner Heimatstadt Chicago im Bundesstaat Illinois ab. Seine ältere Tochter Malia durfte ihren Vater in die Wahlkabine in einer Schulsporthalle begleiten.
McCain wollte seine Stimme in Phoenix im Bundesstaat Arizona abgeben. Mit der Bekanntgabe erster Ergebnisse durch die großen US-Fernsehsender wird am Mittwoch gegen 0.00 Uhr MEZ gerechnet.
Entgegen den Gepflogenheiten setzten die Kandidaten Barack Obama und John McCain ihren Wahlkampf bis zur letzten Minute fort. "Wir sind noch einen Tag davon entfernt, die USA zu verwandeln", rief Obama am Montag in Florida. McCain kämpfte mit der Parole "Mac ist zurück!" darum, sich Hochburgen seiner Partei zu sichern.
Obamas Wahlkampfauftritte wurden am Montag von der Nachricht vom Tod seiner Großmutter überschattet. Vor fast 100.000 Menschen gedachte er in Charlotte/North Carolina der tags zuvor verstorbenen Großmutter. Sie habe zu den "zahllosen stillen Helden Amerikas" gehört, die sich aufopferungsvoll für ihre Kinder und Enkel einsetzten, sagte Obama. Madelyn Payne Dunham, bei der Obama zeitweise aufwuchs, starb im Alter von 86 Jahren auf Hawaii. McCain kondolierte dem politischen Gegner.
In den 50 US-Bundesstaaten und der Hauptstadt Washington bestimmen die Wähler die 538 Wahlmänner, die dann den Präsidenten wählen. Für den Einzug ins Weiße Haus sind mindestens 270 Wahlmänner-Stimmen erforderlich. Die wichtigsten sogenannten Swing States, in denen sich beide Kandidaten Chancen auf einen Sieg ausrechneten, waren wegen ihrer hohen Zahl von Wahlmännerstimmen Florida (27), Ohio (20), North Carolina (15) und Virginia (13).
Palin von Vorwürfen entlastet
Pünktlich zum Wahltag wurde McCains Kandidatin für das Vizerpräsidentenamt, Sarah Palin, in der Affäre des Amtsmissbrauchs als Gouverneurin von Alaska entlastet. Die Personalkommission von Alaska befand in einem am Montag veröffentlichten Bericht, Palin habe ihr Amt bei der Entlassung des Sicherheitschefs von Alaska nicht missbraucht. Die Gouverneurin hatte ihn gefeuert, weil er die Entlassung eines Polizisten, Palins Ex-Schwager, verweigerte.
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