Alle total unschuldig

Die Bottroper Grünen schieben sich die Schuld gegenseitig in die Schuhe: Die letzte Runde eines langen Streits

BOTTROP taz ■ Das Gezanke bei den Bottroper Grünen nimmt kein Ende. Kurz vor der Kommunalwahl am Sonntag wurden nun Vorwürfe wach, die Grünen würden sich in ein besseres Licht stellen, um schlechten Neuigkeiten vorzubeugen. Das vermutet jedenfalls Monika de Byl, gekränkte und kürzlich aus der Partei geschiedene Pädagogin: „Vor der Wahl soll da wohl nichts an die Öffentlichkeit gelangen“, mutmaßt die Ex-Grüne.

Damit spielt sie auf einen lange schwelenden Streit an. Ausgebrochen war der Krach zwischen de Byl und ihrer Partei, als ein neuer Vorstand für die Bottroper Ortsgruppe gewählt wurde. De Byl tauchte damals auf keiner Reserveliste mehr auf, wurde aus ihren Ämtern quasi verdrängt. Demokratie oder Mobbing? In de Byls Worten klingt stets Letzteres durch: „Die wollen mich nicht mehr“, klagte de Byl im April. Und: „Seit die Neuen da sind, haben die Altgedienten keine Chance mehr.“

Diesen Äußerungen folgte viel Gezeter, das Ende Juli vor dem Landesschiedsgericht der Grünen gipfelte. De Byl hatte das Gericht angerufen, weil der Bottroper Grünen-Chef Andreas Klodt gegenüber der taz gewettert hatte, de Byl betreibe „Politik nach Hausfrauenart.“ De Byl sah damit nicht nur ihre Person diskreditiert, auch fand sie die Äußerung „frauenfeindlich“.

Das Landes-Schiedsgericht hat letztlich entschieden: Klodt musste sich entschuldigen, außerdem sollte eine abschließende Pressemitteilung des Gerichts rausgehen. Genau daran scheiden sich nun aber die Geister: Juliane Hilbricht, Vorsitzende des Landesschiedsgerichts, sagt, sie habe besagte Mitteilung per Fax an de Byl geschickt – zum Gegenlesen. Die korrigierte Fassung sei aber nie zurück gekommen. Und de Byl behauptet, ein derartiges Fax nie bekommen zu haben.

Sich die Schuld gegenseitig in die Schuhe zu schieben, ist bezeichnend für diese Auseinandersetzung. Die Grünen wollen offenbar ihr Gesicht wahren, und Monika de Byl wird nicht müde, gegen ihre alte Partei zu sprechen. Aber vielleicht ist dies das letzte Kapitel. Denn de Byl scheint indes eine neue Heimat gefunden zu haben: die SPD. Dorthin wolle sie vielleicht überlaufen, sagt sie. Fraglich ist weiterhin, ob die Grünen den Abgang ihrer langjährigen Frontfrau wahltechnisch verkraften.

BORIS R. ROSENKRANZ