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Algeriens Parteien einig

■ Gemeinsames Papier in Rom fordert Militärjunta zum Dialog auf

Rom (AFP) – Die wichtigsten algerischen Oppositionsparteien wollen die algerische Regierung zwar zum Dialog bewegen, lehnen ein Ende des bewaffneten Kampfes jedoch ab. Bei ihren Beratungen in Rom hätten sich die Vertreter der Parteien auf ein Papier geeinigt, sagte der Sprecher des Kolloquiums, Abdennour Ali-Yahia, gestern vor Journalisten. Rund ein Dutzend Vertreter der Islamischen Heilsfront (FIS), der ehemaligen Einheitspartei Nationale Befreiungsfront (FLN) und der Front der Sozialistischen Kräfte (FFS) berieten seit Sonntag über Möglichkeiten, den Bürgerkrieg in Algerien zu beenden.

Das Grundsatzpapier soll heute veröffentlicht werden. Im Zentrum soll eine scharfe Verurteilung „terroristischer“ Gewalt stehen. Ali-Yahia unterstrich dabei, daß die Parteien zwischen „Terrorismus“, den sie ablehnten, und „bewaffnetem Kampf“, den sie teilweise für legitim hielten, unterschieden. Für den gewaltsamen Kampf gegen das algerische Militärregime treten vor allem die Armee des Islamischen Heils (AIS), der bewaffnete Arm der FIS, sowie die mit der FIS rivalisierende Bewaffnete Islamische Gruppe (GIA) ein, die in Rom nicht vertreten war. Das Ausland solle aufgefordert werden, zu einem Ende „aller Massaker“ in Algerien beizutragen, sagte Ali-Yahia. Nach Einschätzung von Diplomaten werden gegenwärtig in Algerien wöchentlich 500 bis 1.000 Menschen getötet.

Die Oppositionsparteien lehnten die von Präsident Liamine Zeroual angekündigten Neuwahlen ab, wenn sie nicht an deren Vorbereitung beteiligt werden. Präsident Zeroual hatte im Oktober Wahlen angekündigt und sich dabei für die „Ausrottung“ von bewaffneten Gruppen ausgesprochen. Wenn es bei diesen Aussagen bleibe, „gibt es keine Wahlen oder eine Volksabstimmung“, betonte Ali-Yahia. FIS-Auslandssprecher Rabah Kebir sagte, wenn die Regierung dem Papier aus Rom nicht zustimme, dann wolle sie keine Lösung. Die algerische Regierung reagierte bislang nicht.

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