: Algerien: Mord und Folter
■ Internierungslager existieren weiter
Algier/Washington (AFP/AP/ epd) – Mindestens 780 oppositionelle algerische Islamisten sollen weiterhin in Internierungslagern in der Sahara festgehalten werden. Das behauptet der Vorsitzende der staatlichen algerischen Menschenrechtsorganisation, Kamel Rezag Bara. In einem am Sonntag von der Zeitung Al-Mudschahid veröffentlichten Interview sagte der Rechtsanwalt, in zwei Lagern bei Qued Namous und Tamanrasset würden weiterhin Menschen festgehalten, gegen die nie Anklage erhoben worden sei. Bara widersprach damit Justizminister Muhammad Teguia, der behauptet hatte, alle Lager seien aufgelöst worden. Baras Angaben decken sich zum Teil mit Informationen der US-Menschenrechtsorganisation „Middle East Watch“. In einem Bericht, den die Organisation heute veröffentlicht, wirft sie sowohl der algerischen Führung als auch den sie bekämpfenden Islamisten vor, für eine „katastrophale Menschenrechtslage“ verantwortlich zu sein. Die Justizbehörden würden Mitglieder der „Islamischen Heilsfront“ (FIS) systematisch foltern, heißt es in dem Bericht. Seit Verhängung des Ausnahmezustands im Januar 1992 seien fast 400 Menschen in unfairen Gerichtsverhandlungen zum Tode verurteilt worden. Die Islamisten seien dagegen für zahlreiche der Morde an mehreren hundert Zivilisten verantwortlich. Die westlichen Industriestaaten fordert „Middle East Watch“ auf, Kredite für Algerien von der Verbesserung der Menschenrechtslage abhängig zu machen.
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