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Archiv-Artikel

Alberne Überschrift

betr.: „Naturmais vom Aussterben bedroht“, taz vom 14.09.2004

Die Überschrift ist in doppelter Hinsicht albern. Erstens ist sie durch den Text an keiner Stelle inhaltlich abgedeckt und zudem sowieso Unsinn. Denn was bitte wäre „Naturmais“? Wer je den nächsten „natürlichen“, das heißt von keiner Züchtungsmaßnahme veränderten, Verwandten der Maispflanze (das Gras Teosinte) gesehen hat, weiß, dass es sich bei der Nutzpflanze Mais wohl um die ungeheuerlichste Züchtung der Menschengeschichte handelt.

Denn die Veränderungen geschahen nach archäologischen Befunden in vergleichsweise kurzer Zeit. Kein Vergleich etwa zu Weizen, Reis oder Roggen. Solche krassen Veränderungen leistet bislang keine mir bekannte gentechnische Züchtung.

Wenn also von natürlichen Verwandten für die Zucht, von biologischer Vielfalt geredet werden soll, dann sind die Maissorten, um die es ginge, auch nicht „natürlich“. Sortenvielfalt zu erhalten wäre dennoch wichtig. Der Anbau bei uns dürfte diese aber kaum gefährden, denn hier zu Lande gibt es ohnehin keine große Sortenvielfalt beim Mais, natürliche Verwandte für die Auskreuzung sowieso nicht. Dr. STEFFEN SCHMIDT, Berlin