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Aktionärsversammlung von ProSiebenSat.1Zwegat, übernehmen Sie!

Die ProSiebenSat.1-Kleinaktionäre werfen der Konzernführung die hohe Verschuldung des Unternehmens vor.

Da geht's lang: Vorstandsvorsitzender Guillaume de Posch. Bild: ap

MÜNCHEN taz Das Urteil von Daniela Bergdolt war vernichtend: "Im Moment kann ich den freien Aktionären nur sagen: Vorsicht vor ProSiebenSat.1", rief die Expertin von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz am Dienstag den Aktionären bei der Hauptversammlung in München zu. Deutliche Worte über den zweitgrößten europäischen Medienkonzern - dabei wollte die Konzernführung eigentlich mal wieder richtig durchstarten.

Doch die Kleinaktionäre wollen nicht mitmachen beim Projekt "TV 3.0", das P7S1-Vorstandschef Guillaume de Posch zu Beginn der Aktionärsversammlung skizziert hat. Europaweit will der Konzern, der inzwischen in 13 Ländern präsent ist, Sendungen entwickeln und als "lokale Versionen" versenden. So wie "The next Uri Geller", das jüngst in Köln für Deutschland und die Niederlande produziert worden ist und dann sogar noch nach Ungarn exportiert werden konnte. Oder wie "Schlag den Raab", in zwölf Länder verkauft. Und auch ins Internet soll kräftig investiert werden, sei es doch ein "Megatrend" und müsse sich doch P7S1 künftig gegen zahlreiche Konkurrenten wie Google, Apple, MySpace und Yahoo behaupten: "Wir wollen führend in der Online-Welt sein!"

Allein, niemand außer der Konzernführung und den beiden Finanzinvestoren Permira und KKR scheint an den Weg zu glauben, den P7S1 eingeschlagen hat. Das Unternehmen habe seit der milliardenschwere Übernahme der SBS-Gruppe im letzten Jahr einen "sagenhaften" Kursabsturz hingelegt, kritisierte Bergdolt. Die eingeleiteten Sparmaßnahmen bei den Sendern würden die Substanz des Medienunternehmens inzwischen gefährden: "Ich habe eigentlich gehofft, dass auch Privat-Equity-Fonds wissen, dass man die Kuh, die man melken will, nicht schlachten sollte."

Aber nicht nur die Übernahme von SBS, sondern auch die Dividendenauszahlungen in Höhe von 270 Millionen Euro kritisierten die Vertreter der Kleinaktionäre - nicht ohne den Hinweis, dass sie als Anteilseigner normalerweise ein ureigenes Interesse an einer Ausschüttung hätten. Doch angesichts der massiven Verschuldung des Medienkonzerns sei eine Dividendenzahlung völlig ungerechtfertigt. "Das ist dreimal so hoch wie das verdiente Jahresergebnis", bemängelte Klaus Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Gleichzeitig würde kein Cent der 3,4 Milliarden Euro Schulden getilgt und auf die noch nicht ausgeschöpfte Kreditlinie verwiesen. "Wie groß muss die Not der Private-Equity-Fonds sein", kritisierte Schneider. Er befürchte, dass P7S1 vor weiteren Sparprogrammen stehe, dabei seien die Sender "schon ziemlich ausgequetscht" und die Mitarbeiter seien entsprechend zunehmend unmotiviert.

Kleinanleger Manfred Klein schließlich verwies gar noch auf den Konkurrenzkonzern RTL und eine dort ausgestrahlte Sendung: "Schuldnerberatung, das sollten sie mal sehen", riet Klein dem ProSiebenSat.1-Management. Und lag mit diesem Tipp wohl gar nicht so falsch.

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