Aktion gegen AfD-Meldeportal: „Wir wollen keine Lehrer verpetzen“
SchülerInnen am Friedrichshainer Andreas-Gymnasium protestieren gegen das AfD-Meldeportal „Neutrale Schule“.
taz: Piet, ihr wehrt euch an deiner Schule gegen das AfD-Onlineportal, bei dem SchülerInnen melden sollen, wenn ihre LehrerInnen sich kritisch über die Rechtspopulisten äußern. Wie genau sieht euer Protest aus?
Piet Fölster: Die AfD hat ihr Portal ja in den Herbstferien gestartet. Als wir uns dann nach den Ferien montags in der Courage-AG getroffen haben, wurde viel über diese AfD-Aktion diskutiert. Wir finden es nicht okay, dass wir SchülerInnen dafür herhalten sollen, unsere Lehrer zu verpetzen. Wir wollten ein Statement dagegen setzen – auch, weil sich bisher noch an keiner Schule SchülerInnen so klar geäußert haben. Deshalb haben wir diese Woche ein Transparent am Schulgebäude aufgehängt, „Schule ohne Denunziation, Schule mit Courage.“
Ihr habt auch eine Stellungnahme auf Facebook veröffentlicht. Da schreibt ihr, die AfD rücke das Thema Neutralität im Klassenzimmer in den Mittelpunkt und lasse es so als Problem erscheinen. Das empfindet ihr nicht so?
Nein, überhaupt nicht. Natürlich haben unsere Lehrer eine eigene Meinung, aber deshalb fühlen wir uns als SchülerInnen doch nicht gleich indoktriniert. Und wenn die AfD demokratiefeindliche Positionen vertritt, dann ist es auch Auftrag unserer Lehrer uns darüber aufzuklären. Außerdem erfindet die AfD ein strukturelles Problem, wo keines ist: Es gibt ja Beschwerdestellen bei der Schulverwaltung, das ist uns SchülerInnen auch bekannt.
Euer Protest bedeutet zugleich weitere Aufmerksamkeit für die AfD-Aktion. Seht ihr das auch kritisch?
Aufmerksamkeit hat die AfD mit ihrem Portal so oder so schon bekommen. Aber wir wollen nicht hinnehmen, dass die AfD uns SchülerInnen als Denunzianten instrumentalisieren möchte. Und uns hat wie gesagt gestört, dass noch keine Schülerschaft bisher so deutlich gesagt hat, wir wollen das nicht, wir finden das nicht gut.
17, geht in die 12. Klasse am Andreas-Gymnasium in Friedrichshain und ist einer der Mitinitiatoren des SchülerInnenprotests.
Habt ihr weitere Aktionen geplant?
Es gibt die Idee, dass wir jetzt versuchen wollen, uns mit anderen Schulen zu vernetzen, aber konkret ist noch nichts.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste