■ Airbus am Boden?: Betriebsrat: ,Wir sind nicht pleite'
Wenn ein Gewerbebetrieb geschlossen oder stark verkleinert werden soll, so wie es jetzt die Dasa-Chefs mit dem Bremer Airbus-Betrieb vorhaben, dann nehmen Außenstehende gemeinhin an, der Betrieb sei eben pleite. Nein, nein, nein, sagen die Betriebsräte bei Airbus Bremen. „Wir sind kein maroder Laden, das muß die Öffentlichkeit erfahren.“ Schließlich habe Airbus im vergangenen Jahr roundabout 250 Millionen Überschuß erwirtschaftet. Lügt denn dann Dasa-Chef Manfred Bischoff, wenn er sagt "Operativ haben wir beim Airbus nie Gewinn gemacht“? Naja, geben die Betriebsräte zu: Ausdrücklich als Gewinn ausgewiesen habe man die 250 Millionen nicht, also nicht als Rendite an die Anteilseigner ausgeschüttet, sondern „zurückgestellt“ – zum Beispiel für Neuentwicklungen.
Fakt bleibt die miese Auftragslage, das Produkt verkauft sich schlecht. Seit Jahren ordern die Fluggesellschaften nur spärlich. Sie versuchen sich mit Flügen unter Preis gegenseitig niederzukonkurrieren. Da bleibt kein Geld für Neukäufe. Aber, wenden da die Betriebsräte ein, eine neue Untersuchung sage der Flugzeugbau-Industrie rosige Zeiten voraus. „Es wird die Zeit kommen, da sind die alten Mühlen einfach zu unsicher und auch zu laut“, meint der Bremer Airbus-Betriebsrat Bernd Rosenbaum.
Wenn dann aber der Dollarkurs immer noch so niedrig ist wie derzeit (1,47 DM), dann nützen all die Aufträge nichts, dann muß Dasa seinen Airbus doch unter Preis verkaufen“? „Ach was“, meinen die Betriebsräte, „solange der Dollar nicht unter 1,50 sinkt, und es sieht so aus, als stabilisiere er sich da, werden die Kosten reingefahren.“ Das umstrittene „Dolores“-Sparkonzept rechne völlig unrealisitsch mit einem Kurs von 1,35 Mark. „Dabei lag der Dollar in diesem Jahr nur an einem einzigen Tag bei 1,35 Mark“, sagt etwa Bernd Rosenbaum.
Unbeeindruckt von solcher Argumentation halten die Dasa-Chefs an ihrem Konzept fest. Am 9. Oktober wollen sie endgültig darüber entscheiden. Doch die Stimmung im Bremer Airbus-Werk sei „kämpferisch“, sagen die Betriebsräte. Die Demo am Donnerstag unter Beteiligung der gesamten Belegschaft sei ja erst der Anfang gewesen. Nun will man alle Bremer Insitutionen, Verbände, PolitikerInnen mobilisieren, Kritik auf die Dasa-Chefs niederhageln zu lassen. „Es geht schließlich nicht nur um die Airbus-Arbeitsplätze“, sagt Rosenbaum, „sondern darum, daß Daimler-Benz eine Vorreiterrolle hat: Wenn die aus blanker Profitsucht, nämlich um die Rendite auf 12 Prozent zu erhöhen, solche Dinge wie Dolores machen, dann machen das andere Kapitalisten im Land nach“.
Solch eine Brutalität, wie sie der größte deutsche Industriekonzern jetzt an den Tag lege, habe es seit dem Krieg, also seit Beginn der „sozialen Marktwirtschaft“ nicht gegeben in Deutschland. Rosenbaum: „Es hat natürlich immer Pleiten gegeben, das waren dann aber auch wirklich Pleiten. Aber wir sind nicht pleite, sondern die wollen nur fett abzocken.“ cis
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