■ Aids-Politik in Berlin: Kein Vorbild mehr
Was in England, in den Niederlanden und in der Schweiz längst Praxis ist, ist in Berlin nach drei Jahren Vorbereitung an zwei Millionen Mark gescheitert: die Betreuung Aidskranker im Sterbestadium in einem „Lighthouse“, einem Hospiz, nicht trist und dunkel, sondern lebendig und vielfältig. Etwa ein Viertel der deutschen Aidskranken lebt in Berlin. Sie alle müssen früher oder später Tag und Nacht betreut werden. Mangels passender Angebote enden sie in Krankenhäusern oder in der Psychiatrie – im besten Fall. Als immer stärker von Verelendung Betroffene werden immer mehr obdachlos und somit jeglicher Pflege entzogen. Um auf diese desolate Situation zu reagieren, haben Mitarbeiter von Selbsthilfegruppen ein auf ihre Klienten zugeschnittenes Konzept entwickelt, in dem jedes Bett nur halb so teuer wäre wie im Krankenhaus. Gesundheitssenator Luther hat augenscheinlich nicht vermocht, seinen Kollegen Pieroth von dessen Notwendigkeit zu überzeugen. Berlin war einmal die deutsche Stadt mit der besten Versorgung für Menschen mit HIV und Aids. Der steigenden Zahl von Erkrankungen ist sie seitdem nicht gerecht geworden. Wenn der zuständige Senator sich nicht dafür einsetzt, wundert das nicht. Jeannette Goddar
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