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Agenda–21–KongreßVereinte Städte statt Vereinte Nationen

■ Kongreß der Partnerstädte Bremens: Bessere Kooperation bei der Agenda

Ungefähr 4.000 Kommunen in der ganzen Welt nehmen am Agenda 21-Prozeß teil. 4.000 Kommunen, die beginnen, vor ihrer Haustür zu kehren und sich nach Möglichkeiten einer nachhaltigen Entwicklung umschauen. 4.000 Kommunen, in denen Arbeitsgruppen, runde Tische und Koordinierungsbüros für den Agenda-Prozeß eingerichtet wurden. Allein 610 Kommunen davon befinden sich in Deutschland. Eine der Kommunen ist Bremen.

Auch die neun Partnerstädte Bremens wollen langfristig ihre Bürger für mehr Ökologie, gerechteres Wirtschaften und Bildungsprogramme gewinnen. Die Partnerstädte in England und Südafrika, in Polen, Israel und Indien, Lettland, Namibia und der Türkei haben inzwischen ebenfalls den Agenda-Prozeß angeschubst. Aus allen Städten kamen vom 27. bis 29. Januar Vertreter im Bremer Rathaus zusammen, um neue Menschen kennenzulernen und um auf neue Ideen zu kommen, wie der Agenda-Prozeß mit Leben erfüllt werden könnte. Ein Gedankenaustausch sollte es werden, ein Forum, um eigene Projekte und Initiativen vorzustellen – konkrete Ergebnisse konnte so niemand erwarten.

Eine weitverbreitete Enttäuschung, daß der Agenda-Prozeß nicht sofort Früchte trägt, will Gunther Hilliges, Leiter des Landesamtes für Entwicklungszusammenarbeit nicht gelten lassen. Er benennt aus dem Stand viele kleine Projekte, die in seinen Augen Anlaß zur Hoffnung geben: Die Bremer Schulen etwa, die einen Wettbewerb starteten, wer am wenigsten Energie verbraucht. Die Müllmänner in Pune/Indien, die den kompostierbaren Müll nicht mehr auf der Straße verbrennen. Oder die Wissenschafts-Kooperation mit China und Namibia, die sich Know how aus Bremen holen, um ihre Gewässer zu säubern.

„Wir müssen Geduld haben“, appelliert Hilliges, „das ist ein geschichtlicher Prozeß, den wir hier anstoßen“. Ein solches Treffen von befreundeten Agenda-Städten habe es noch nie gegeben, sagt er. Das Geld für den Austausch, rund 80.000 Mark, kam zum großen Teil von der Europäischen Union. Der Runde Tisch der Agenda und die Carl- Duisberg-Gesellschaft organisierten das Treffen zusammen mit Hilliges Landesamt.

In vier Foren (Wissenschaft, Verwaltung, Nichtregierungsorganisationen und Wirtschaft) wurde nach den Leitzielen für die einzelnen Bereiche gefragt. Projektberichte wurden in den sechs Arbeitsgruppen (Abwasser, Transport, Bildung, Müll, Infrastruktur und Energie) geliefert, nach Gemeinsamkeiten und Möglichkeiten gegenseitiger Unterstützung gesucht.

Was das alles nützt? „Agenda ist eine Art und Weise, Dinge zu tun, kein fertiges Produkt“, sagt Mumsie Gumede aus Durban/Südafrika. Mitmachen ist gefragt, nicht Institutionalisierung und das Abschieben auf irgendwelche Gremien. Ein Satz sei oft gefallen während der Konferenz, sagt Hilliges zum Schluß: „Die Vereinten Nationen haben wir – jetzt brauchen wir die vereinten Städte.“ cd

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