Agenda 2010 : Männer können alles
Männer nehmen in den Arm Männer geben Geborgenheit Männer weinen heimlich
Männer brauchen Zärtlichkeit
Oh Männer sind so verletzlich
Männer sind auf dieser Welt
einfach unersetzlich.Natürlich stehen auch an der Spitze der Kulturhauptstadt-Bewegung 2010 im Ruhrgebiet nur Männer. Wie sollte das auch anders sein. Träger der endlich gegründeten Ruhr 2010 GmbH sind der Regionalverband Ruhr (RVR), die Stadt Essen, der Initiativkreis Ruhrgebiet, in dem die führenden Wirtschaftsunternehmen der Region vertreten sind (von da kommen entweder Peter Lampe oder Franz Xaver Ohnesorg) und das Land NRW. Reine Männerdomänen. Im zwölfköpfigen Aufsichtsrat sitzen Prominente wie der RAG-Chef Werner Müller und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU). Dazu kommt noch RVR-Direktor Heinz-Dieter Klink und die Oberbürgermeister aus Essen und Dortmund, Gerhard Langemeyer und Wolfgang Reiniger. Auch dabei: Kultur-Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff und ganz frisch WDR-Intendant Fritz Pleitgen. Wie heißt es so schön: Die Kulturhauptstadt Europas 2010 ist eine historische Chance für das Ruhrgebiet. Und Chancen wollen die Männer um Oliver Scheytt natürlich nutzen, schließlich war das im alten Rom schon so.
Eigentlich erstaunlich. Denn klickt man im Internet auf die NRW-Seite „Kunst und Kultur von Frauen“, dann könnte man den Eindruck bekommen, die Landesregierung hätte das Problem erkannt: Intendanten, Dirigenten, Regisseure, Professoren oder Museumsdirektoren – noch immer dominieren Männer das kulturelle Leben in Deutschland, steht da. Macht sich da auch gut. Also. Problem erkannt, Lösung in Sicht? Natürlich nicht. Noch nicht. Es braucht noch ein wenig Zeit, bis die Herren die schneeweiße Toga nicht nur im Bundeskanzleramt in den Spind hängen müssen. Die Mehrheit der Frauen hatte in Rom nur wenige Rechte. Und eine Toga, die durften sie damals nur als Verurteilte tragen.
Erstaunlicherweise folgt beim WDR auf Fritz Pleitgen Monika Piel als Intendantin. Die RuhrTriennale in den Jahren 2008 bis 2010 wird von Marie Zimmermann geleitet. Und die Sozialdemokraten wollen wohl ihre Fraktionsvorsitzende Hannelore Kraft zur Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl 2010 machen. Bedeutet das etwa schon Götterdämmerung? Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hatte eine in Deutschland einmalige Lösung: Das Frauenministerium. Das steht nun gnadenlos für gleiche Chancen von Frauen und Männern. An seiner Spitze, wie könnte es anders sein: Minister Armin Laschet. Was hat das mit Kultur zu tun? Nichts natürlich! Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich.
PETER ORTMANN