: AfD-Propaganda: „Weiß, männlich, kampfbereit“
Das Kulturbüro Sachsen hat die neue Ausgabe seiner Broschüre „Sachsen rechts unten“ vorgestellt
Aus Dresden Michael Bartsch
In Sachsen gewinnen rechtsextreme Aktionen gegen queere Lebensformen und Feminismus ebenso an Raum wie die entsprechende AfD-Propaganda. Alarmiert fühlt sich das Kulturbüro Sachsen auch durch Umfragen wie die des letzten Sachsen-Monitors. Ein Drittel der Befragten hält demnach eine gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehung für „unnatürlich“. Solche Haltungen und Äußerungen würden öffentlich viel zu wenig als Teil rechtsextremistischer Kernideologie wahrgenommen, beklagt Kulturbüro-Geschäftsführer Michael Nattke. „Dabei ist jeder Angriff auf Rechte von Frauen und von Minderheiten ein Angriff auf den demokratischen Rechtsstaat!“
Am Dienstag stellte das Kulturbüro in Dresden die neue Ausgabe ihrer jährlichen Publikation „Sachsen rechts unten“ vor. Ein halbes Jahr lang hat Kulturbüro-Sprecherin Melanie Riedlinger recherchiert, wie und warum alte machtbasierte Rollenklischees vor allem online die Haltungen von Heranwachsenden beeinflussen. Besonders zeigen sich junge Männer gegenüber diesen Medien anfällig. „Weiß, männlich, kampfbereit“ – mit solchen Slogans hat nicht nur der berüchtigte AfD-Politiker Maximilian Krah Erfolg. Auch Memes, die etwa einen Regenbogen als Bedrohung des Familienidylls zeigen, verfehlen ihre Wirkung nicht.
Ein besonderes Augenmerk wird in der Broschüre auf die AfD gerichtet. Für sie sei nicht nur in Sachsen die Strategie „Wir haben euch im Blick“ gegenüber Abweichlern von ihrer Rollenideologie ein zentrales Thema. Im Landtag stellte der AfD-Abgeordnete Rolf Weigand die Frage nach „Frauen im gebärfähigen Alter“, aufgeschlüsselt nach Nationalitäten. An Attacken gegen angebliche Frühsexualisierung von Kindern wie die sächsische AfD-Kampagne „Genderwahn im Stundenplan“ hat man sich schon beinahe gewöhnt. Generell geht es gegen Aufklärungs- und Schulsozialarbeit.
Genauer schaut der Raport auf die sich häufenden „queerfeindlichen Revolten“ geschaut. Dank guter zivilgesellschaftlicher Vorbereitung verlief der Christopher Street Day in Pirna trotz der Kontroverse mit AfD-Bürgermeister Tim Lochner um eine Regenbogenfahne am Rathaus noch friedlich. In anderen Städten wie Zwickau, Bautzen oder Görlitz aber stießen die CSDs auf teils militanten Protest. Genauer betrachtet werden auch nazistische Jugendorganisationen wie die „Elblandrevolte“. Ein Mitglied hatte im EU-Wahlkampf den SPD-Kandidaten Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen. Betrachtet werden zudem neonazistische Familientraditionen wie die der Bautzener Gruppe „Urbs Turrium“, also „Stadt der Türme“.
Die in in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen und der Amadeu Antonio Stiftung entstandene Broschüre ist in wenigen Tagen auch online verfügbar. Optisch aufgewertet wird sie durch starke Schwarzweißfotografien von Mimo Rapp.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen