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■ Ärger um Stellenanzeigen der Polizei in Homo-BlattSame sex in Sussex

Dublin (taz) – Paul Whitehouse (50) versteht die ganze Aufregung nicht. Nachdem er mehrere freie Stellen in einer Zeitschrift für Homosexuelle inseriert hatte, brach von allen Seiten Lob und vor allem Tadel über ihn herein. „Ich bin absolut gegen Sexismus und Rassismus“, sagt er, „und die Homosexuellen sind der Meinung, daß wir sie nicht korrekt behandeln.“

„Wir“ – das ist die Polizei der südenglischen Grafschaft Sussex, deren Chef Whitehouse ist. Whitehouse, seit 1967 bei der Polizei, hat sich bereits in der Vergangenheit Feinde gemacht: Einmal nahm er an einer Untersuchung des „Verbandes für die Wiedereingliederung Gefangener“ teil, die sich mit den sozialen Ursachen für Verbrechen beschäftigte – ein rotes Tuch für die Tories. Und vor kurzem zog er den Verdruß der Fleischexporteure auf sich, weil er den Polizeischutz für den Kälberexport im Hafen Shoreham massiv einschränkte.

Die Reaktionen auf die Stellenanzeige im Homo-Blatt Pink waren auf dem jüngsten Kongreß der Polizeigewerkschaft gemischt. Applaus kam von „Lagpa“, dem Verband für schwule und lesbische PolizeibeamtInnen. Den gibt es erst seit sechs Jahren, aber er hat schon 200 Mitglieder aller Rangstufen. Einer der Gründer, Tony Murphy (38), sagt, daß Homosexualität noch vor zehn Jahren in den Augen der Gewerkschaft als Krankheit galt – und als Kündigungsgrund. „Die Stellenanzeige soll zeigen, daß Schwule und Lesben genauso willkommen sind wie andere Menschen“, sagt Murphy.

Es gab aber auch andere Stimmen. „Es ist eine Schande“, sagte Randal Connick, Polizist im walisischen Swansea. Er will Schwule und Lesben am liebsten ganz aus der Polizei verbannen. Er glaubt, sie seien leichte Beute für Erpresser – doch die kommen am ehesten aus dem Kreis der Kollegen, wie der ehemalige Polizeibeamte Marc Burke feststellte. In seinem Buch „Coming out of the Blue“ beschreibt Burke, der inzwischen als Psychologiedozent arbeitet, wie schwule Beamte von Kollegen verprügelt, erpreßt, aus dem Revier gejagt und manchmal gar in den Selbstmord getrieben werden.

Die Zeitschrift Pink – sie hat 47.000 AbonnentInnen und erreicht insgesamt rund 120.000 LeserInnen – hatte auch der Polizei in London und in Somerset den kostenlosen Abdruck von Stellenanzeigen angeboten, doch dort winkte man ab. Zwar inserieren die meisten Polizeidirektionen in Zeitschriften für Schwarze oder AsiatInnen, aber nur Sussex traut sich bisher an die Homo-Blätter heran, obwohl neben Hautfarbe und Geschlecht auch die „sexuelle Orientierung“ unter das Gesetz zur Gleichbehandlung fällt. Ralf Sotscheck

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