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Ältestenrat beschließt Entwaffnung

■ Moskau provoziert, doch Grosny hält Militärabkommen ein

Grosny (AFP/taz) – In Tschetschenien wird weiter gekämpft – dennoch gehen auch Waffenabgabe und Truppenrückzug weiter. So lieferten tschetschnische Kämpfer in Atschchoi-Martan ihre Waffen ab, obwohl dieser Ort in der vergangenen Woche von russischer Artillerie beschossen worden war.

Die Angriffe seien eine Provokation der Russen gewesen, erklärte ein Sprecher des tschetschenischen Präsidenten Dudajew. Sie hätten damit die Verhandlungen abbrechen wollen. Der Ältestenrat hätte jedoch beschlossen, die Entwaffnung dennoch durchzuführen. In Atschchoi-Martan wählten die Bewohner außerdem die 25 Mitglieder des Selbstverteidigungskomitees. Das am 30. Juni geschlossene Militärabkommen sieht die Schaffung solcher Komitees vor.

Nach Angaben aus Grosny übergaben die Tschetschenen in drei weiteren Gebieten im Süden und Osten des Landes ihre Waffen an die russischen Truppen. Im südwestlichen Urus-Martan zählten dazu auch sechs gepanzerte Fahrzeuge. Im Gegenzug will die russische Armee am Dienstag ihren Rückzug abschließen. Der russische Oberkommandierende Anatoli Romanow sagte, ein Regiment sei bereits vollständig aus der bisherigen Stellung bei Wedeno im Südosten abgezogen worden.

Die Entwaffnung abgelehnt haben bisher nur etwa 200 Rebellen in Osttschetschenien. Der tschetschenische Stabschef Maschadow und der russische Generalmajor Skobelew wollten die Männer vor Ort umstimmen. Auch am Samstag wurde bei Gefechten ein russischer Soldat getötet. Wie das russische Oberkommando weiter mitteilte, wurden zudem zwei Soldaten verletzt. Einheiten der Tschetschenen hätten zwölfmal angegriffen, zumeist mit automatischen Waffen. Die Verhandlungen über die offenen politischen Fragen werden vermutlich in dieser Woche wiederaufgenommen.

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