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Archiv-Artikel

Admiral mit Schampus

Tim Duncan führt die San Antonio Spurs gegen New Jersey zum NBA-Titel, David Robinson verabschiedet sich stilvoll

BERLIN taz ■ Wenn es noch irgendwelche Kritiker der Wahl von Tim Duncan zum besten NBA-Basketballer der Saison gab, dann sind diese spätestens am Sonntag verstummt. Mit einem Triple-Double, bestehend aus 21 Punkten, 10 Assists und 20 Rebounds, führte der 27-Jährige seine San Antonio Spurs im sechsten Spiel gegen die New Jersey Nets zu einem 88:77-Erfolg. Damit gewannen die Texaner die Finalserie mit 4:2 und holten den zweiten Meistertitel nach 1999. Nur zwei Blocks fehlten Duncan zum überaus seltenen Quadruple-Double, die Frage, wer wohl zum besten Spieler des Finales gewählt wurde, erübrigt sich.

Vor allem im Los Angeles von Kobe und Shaq, im Minnesota von Kevin Garnett, im Orlando von Tracy McGrady und nicht zuletzt im New Jersey von Jason Kidd hatte es Stirnrunzeln gegeben, als Tim Duncan zum zweiten Mal in Folge der MVP geworden war. Zu unspektakulär, zu langweilig sein Spiel im Vergleich mit den großen Jumpern und Dunkern der Liga. In den Play-offs zeigte er jedoch, was seinen Wert ausmacht. Kein anderer Spieler brachte so konstant so gute Leistungen wie Duncan, der am Ende sogar seine Freiwurfschwäche behoben hatte. Shaq, Kobe, Kidd ließ er im direkten Duell hinter sich, die Krönung war das Match am Sonntag, als die Dominanz Duncans im krassen Gegensatz zur schwachen Leistung seines Gegenspielers Kenyon Martin stand, neben Kidd wichtigster Mann der Nets. „Wir mussten gewinnen, und ich habe praktisch nicht mitgespielt, darüber kann ich jetzt den ganzen Sommer nachdenken“, ärgerte sich Martin, der nur drei von 23 Würfen traf.

In einer Serie, die stark von den Defensivleistungen beider Teams und ihrer Wurfschwäche bestimmt war, gelang es den favorisierten Spurs auch dank der Beständigkeit von Duncan besser, die schwankenden Leistungen wichtiger Spieler auszugleichen. „Wenn einer Probleme hat, bügelt es ein anderer aus“, zeigte sich Nets-Rookie Richard Jefferson beeindruckt, „ich denke, genau das ist großartiges Team-Basketball.“ Reservespieler wie Speedy Claxton, Manu Ginobili, Malik Rose, Kevin Willis oder Steve Kerr waren dabei wichtige Faktoren.

Aber mag Tim Duncan auch der Beste gewesen sein bei den Spurs, im Mittelpunkt stand am Ende ein anderer: David Robinson, für den eine knappe Minute vor Schluss feststand, dass er das letzte Match seiner 18-jährigen NBA-Karriere bestritt. Die Spurs hatten zehn Punkte Rückstand in eine komfortable Führung verwandelt, ein siebtes Match würde nicht nötig sein. Wie es sich gehört, verabschiedete sich der 38-jährige „Admiral“ nicht nur mit einer soliden, sondern mit einer starken Leistung von den Fans in San Antonio. Allein in den letzten sieben Minuten holte er sieben seiner 17 Rebounds, außerdem kam Robinson auf 13 Punkte. „Schöner kann es nicht enden“, sagte er anschließend und widmete sich einer ungewohnten Tätigkeit: „Normalerweise trinke ich ja keinen Champagner, ich trage nur Champagner.“ Kein Zweifel, ein Admiral mit Stil. MATTI LIESKE