: „Adler“ im Gegenwind
■ Express-Fähre im Wattenmeer erregt die Gemüter
Ein schnelles Schiff sorgt für Turbulenzen im nordfriesischen Wattenmeer: Seit Juli verkehrt der „Adler-Express“ zwischen Sylt, Amrum und Nordstrand, der die bisherigen Fahrzeiten glatt halbiert und die Konkurrenten das Fürchten lehrt. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 Knoten, etwa 37 Kilometer die Stunde, transportiert die Schnellfähre der Nordstrander Paulsen-Reederei bis zu 415 Passagiere vom Festland auf die Nordseeinseln und zurück.
Der schnelle „Adler“, so Reeder Sven Paulsen, kommt bei den Reisenden gut an. Umweltministerium, Nationalparkamt und die Halligstiftung fürchten dagegen eine Beeinträchtigung der Tierwelt und fordern für den Nationalpark Geschwindgkeitsbegrenzungen auf zwölf Kilometer pro Stunde.
Paulsen hält dagegen, daß sich die Kritiker nicht ausreichend über die Fahreigenschaften des neuen Schiffes informiert hätten. Seehunde und mausernde Seevögel würden durch die MS „Adler Express“ nicht stärker beeinträchtigt als durch andere Schiffe. Schnellere und modernere Fahrzeuge entsprächen der technologischen Entwicklung und seien umweltfreundlicher.
Ganz anders sehen es die Mitglieder der Stiftung Nordfriesische Halligen. Sie halten schnelle Schiffe im Wattenmeer nicht für notwendig und fürchten um die Existenz anderer Reedereien, die im Gebiet der Inseln und Halligen fahren. Kleinere Unternehmen seien nicht in der Lage oder willens, Hochgeschwindigkeitsschiffe anzubieten.
Hinzu käme, daß einheimische Werften mit Nachteilen rechnen müßten, weil diese turbinengetriebenen Schiffe auf speziell eingerichteten Werften zum Beispiel in Norwegen gebaut würden. Auch müßten die Halligen mit einem noch größeren Touristenstrom rechnen. Zudem seien Hochgeschwindkeitsschiffe eine aktue Gefahr für Kegelrobben und Vögel in der Mauser, weil sie ihnen nicht mehr ausweichen könnten. Ferner würden eventuelle Auswirkungen auf Prielränder und Wattsockel genau beobachtet, sagte der Leiter des Amtes für Land- und Wasserwirtschaft Husum, Günther Jens.
Hans Carstensen/dpa
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