: Abzug aus Tschetschenien
■ Trotz neuer Kämpfe will Rußland ab April seine Truppen zurückziehen
Moskau/Brüssel (dpa) – Ungeachtet neuer massiver Kämpfe in West-Tschetschenien will Rußland im April mit einem Rückzug der Armee aus der Kaukasusrepublik beginnen. „Im April beginnt der schrittweise Rückzug der Truppeneinheiten und Verbände, die nicht an speziellen Operationen beteiligt sind, hinter die Grenzen von Tschetschenien, wie es der Präsident versprochen hat“, sagte Gratschow gestern vor Journalisten in Moskau. Er dementierte erneut Spekulationen über seinen Rücktritt: „Der Präsident hat keine Andeutungen über meinen Rücktritt gemacht“, sagte er.
Eigenen Angaben zufolge gelang den russischen Einheiten gestern nach dreitägigen Kämpfen der Einmarsch in Samaschki. Eine Bestätigung durch andere Quellen gab es nicht. Im Laufe der Kämpfe waren mehr als 4.000 Bewohner Samaschkis in die Nachbarrepublik Inguschetien geflohen.
Im seit Tagen umkämpften Bamut sei es der russischen Luftwaffe zunächst nicht gelungen, die Verteidigungsstellungen der Tschetschenen zu zerstören, da diese ehemalige sowjetische Raketensilos nutzten. Den russischen Truppen stünden etwa 450 Kämpfer des nicht anerkannten tschetschenischen Präsidenten Dschochar Dudajew gegenüber, sagte ein Sprecher des Oberkommandos.
In Brüssel warf die Organisation „Human Rights Watch“ beiden Seiten schwere Menschenrechtsverletzungen vor. „Die russische Armee hat Wohngebiete wahllos mit Granaten beschossen, während Rebellen sich hinter menschlichen Schutzschilden versteckt haben“, hieß es in einem Bericht. Die Sicherheit von Zivilisten sei völlig mißachtet worden.
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