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Absurd - betr.:"Kinderfreie Therme für Erwachsene", taz vom 10.1.1996 und "Ruhe im Bad", taz vom 11.1.1996

Betr.: „Kinderfreie Therme für Erwachsene“, 10. 1. 96, und „Ruhe im Bad“, 11. 1. 96

Ältere Menschen, die vielleicht schon einiges für die Gesellschaft geleistet haben, bekommen immer weniger Platz in der Öffentlichkeit! Nicht offiziell natürlich, aber einfach durch das Verhalten vieler Jugendlicher und Kinder. Vorbei die Zeit, da Alte im Bus sitzen durften; vorbei die Zeit, wo Alte ohne Angst vor Überfällen durch Parks und Anlagen gehen konnten; vorbei auch die Zeit, wo man bei öffentlichen Bänken auf der Sitzfläche Platz nehmen konnte (heute sitzt „man“ auf der Rücklehne und macht die Sitzfläche dadurch mutwillig unbenutzbar). Der öffentliche Raum gehört immer mehr denen, die ihn sich lauthals und oft unverschämt aneignen.

Nun soll es also in Hamburg ein Bad geben, in dem ältere Leute mal ihre Ruhe haben, also vielleicht als „dümpelnde Boje“ oder auch als flotteR RückenschwimmerIn, jedenfalls aber einmal ohne Belästigung durch Spritzen und Springen schwimmen können – und da schreit gleich alles auf wegen angeblicher Ungerechtigkeit. Für jeden Musikgeschmack, für jeden Saunageruchs- und Temperaturwunsch, für jede Speisevariante und noch für die exotischsten Sportarten gibt es im vielfältigen Hamburg Angebote. Aber für ruhebedürftige ältere Leute darf es kein ruhiges Schwimmbad geben? Absurd!

Der Einwand von Volker Strantz, das sei „genauso, als ließe man in andere Bäder keine Alten rein“, ist fast zynisch zu nennen, denn in allen anderen Bädern sorgen oft schon die Jugendlichen selbst durch rücksichtsloses Verhalten dafür, daß viele alte Leute gar nicht mehr kommen wollen! Für SeniorInnen einzutreten ist gar nicht opportun. Ich wünsche den älteren Menschen, daß die Betreiber des Bartholomäusbades den Mut haben, bei ihrer Entscheidung zu bleiben!Maria Peters

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