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Abspaltungsplan für Slowenien vorgelegt

Belgrad (afp) — Die Regierung der jugoslawischen Teilrepublik Slowenien hat einen Abspaltungsplan vorgelegt, der auch die politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen einer slowenischen Unabhängigkeit vorauszusehen versucht. Die jugoslawische Nachrichtenagentur 'Tanjug‘ meldete, in dem Plan gehe die slowenische Regierung für den Fall der Unabhängigkeit von einem Rückgang der Exporte in die anderen jugoslawischen Republiken um 50 Prozent aus. Im Gefolge dieser Verringerung rechnen die Slowenen mit einem 19prozentigen Produktionsrückgang. Die neue, nichtkommunistische Regierung Sloweniens versichert, sie sei zur Übernahme der vollen Verantwortung für die Abspaltung bereit. Von der Selbständigkeit verspricht sie sich ein politisches und wirtschaftliches System, das „Slowenien angemessen ist“, sowie einen weniger kostspieligen Staat. Die zwei Millionen EinwohnerInnen der Teilrepublik Slowenien machen nur etwa 8,7 Prozent der Gesamtbevölkerung Jugoslawiens aus, erwirtschaften aber 20 Prozent des Bruttosozialproduktes des Vielvölkerstaates mit einem jährlichen Pro-Kopf- Einkommen von 5.500 Dollar (etwa 8.250 DM). Der slowenische Wirtschaftsminister Joze Mencinger schätzte die Kosten der Unabhängigkeit auf rund 900 Millionen Dollar (etwa 1,35 Milliarden Mark). In einem Interview des Zagreber Fernsehens wies Mencinger darauf hin, daß Slowenien derzeit jährlich 1,5 Milliarden Dollar an die jugoslawische Föderation überweisen müsse.

Die nach Unabhängigkeit strebende Regierung der nordwestlichen Teilrepublik versicherte außerdem, daß die ethnischen Minderheiten in Slowenien auch nach einer Abspaltung von der Föderation keine Verschlechterung ihrer Situation zu befürchten hätten. Der Entwurf der Regierung soll dem slowenischen Parlament am 5. Dezember vorgelegt werden. Das Parlament wird auch über den Zeitpunkt und die Modalitäten der Volksabstimmung entscheiden, die die Unabhängigkeit beschließen soll.

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