■ Hans Koschnick zum Geburtstag: Abschied aus Mostar
Der Geburtstag Hans Koschnicks fällt fast auf den Tag mit seinem Ausscheiden aus dem Amt als EU-Admini-strator in Mostar zusammen. Als Friedensstifter war er im Sommer 1994 dorthin gegangen. Daß ihm das nicht in dem Maße gelungen ist, wie er es sich selber gewünscht hat, kann man ihm persönlich, wie ich meine, nicht anlasten.
Seine Aufgabe war denkbar schwer: Er sollte die Menschen diesseits und jenseits der Neretva, die Kroaten und die Bosniaken wieder vereinigen.
Es waren immerhin extremistische Soldaten der in der Herzegovina am Anfang des Krieges entstandenen HVO-Armee, die fast den gesamten Ostteil der Stadt, der den Bosniaken zugerechnet wird, am Anfang des Krieges zerstört hatten.
Symbol der Stadt, in der seit Jahrhunderten Südslawen verschiedenster Abstammung friedlich zusammenlebten, war die historisch unschätzbar wertvolle Brücke.
Die kroatischen Extremisten forderten Mostar als kroatische Stadt. Sie setzten sich in die Berge um die Stadt und beschossen alles, was sich im Ortsteil bewegte.
Der Haß teilte die Stadt.
In dieser Situation hatte Hans Koschnick die Grundlage für ein Zusammenleben zu legen gegen den erbitterten Widerstand der Kroaten, die keinen Zentimeter breit vom Gewonnenen abrücken wollten.
Die Grundlage ist mit der Aufteilung in zugewiesene Distrikte und vor allem mit dem Zugang aller Bürger der Stadt in alle Ortsteile, nicht zuletzt mit der Möglichkeit des freien Begehens der Behelfsbrücke über die Neretva nun geschaffen.
Und das hat Hans Koschnick bei hohem persönlichen Einsatz erreicht. Dafür werden ihm alle dankbar sein, die an einer reellen Umsetzung des Daytoner Friedensabkommens interessiert sind.
Andrea Frohmader,
Brücke der Hoffnung
N3 zeigt heute abend bei N3-Aktuell: „Hans Koschnicks Abschied aus Mostar“, 21 Uhr
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