piwik no script img

Abrüstungsdebatte im Bundestag

■ Aktuelle Stunde beschäftigt sich auf Antrag der Grünen mit Gorbatschows Abrüstungsvorschlägen / Null–Lösung sei als Vorstellung im Westen entstanden

Bonn (ap/taz) - In der ersten Debatte der 11. Legislaturperiode des Deutschen Bundestages demonstrierten alle Fraktionen Einigkeit. Der von Gorbatschow vorgeschlagene Verschrottung aller atomaren Mittelstreckenraketen in Europa müsse auch die Reduzierung der nuklearen Kurzstreckenwaffen folgen. Ein positives Ergebnis der Genfer Verhandlungen über Mittelstreckenrake ten wäre, so Außenminister Genscher, ein „historischer Schritt“, das in der Geschichte der Rüstungskontrollverhandlungen beispiellos sei. Karsten Voigt (SPD) betonte in seiner Rede, daß der Abschluß eines derartigen amerikanisch–sowjetischen Abkommens die Chance eines abrüstungspolitischen Konsenses aller Parteien in einer Frage biete, „die im Jahre 1983 die Parteien und die Bevölkerung am tiefsten gespalten hat“. Indirekt reklamierte er die jetzt von den Sowjets aufgegriffene Null–Lösung als einen Vorschlag, „der im Westen entstanden ist“ und den Helmut Schmidt bereits „unterstützt“ habe. Die Gefährdung der Krisenstabilität, so Voigt, die Schmidt „schon 1983“ von der Pershing II ausgehen sah, „wäre zurückgenommen“. „Widerlegt seien auch diejenigen, die wie Strauß und Dregger die westliche Nachrüstung unabhängig von der sowjetischen SS 20 militärisch für erforderlich hielten.“ Der grüne Abgeordnete Alfred Mechtersheimer wandte ein, daß „von einem Erfolg der NATO– Nachrüstungspolitik nur derjenige sprechen kann, der nachweisen kann, daß Gorbatschow wegen der Pershing II zum KP–Chef gewählt worden ist“. Die Übereinstimmung aller Fraktionen dürfe „nicht auf Mythen aufbauen“. Wenn die Vereinbarung zustande komme, so weil Gorbatschow „jene Vorleistungen erbringt, die die Friedensbewegung von der NATO vergeblich gefordert hatte“. Hingegen sieht der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU die Null–Lösung nur deshalb in greifbarer Nähe, weil der Westen nachgerüstet hätte. e.u.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen