: Abrüstung frißt Arbeitsplätze
■ Eine halbe Million Arbeitsplätze weniger in der Rüstung
Stockholm (dpa) — Die politischen Entwicklungen der vergangenen Jahre werden nach Ansicht des Stockholmer Friedensforschungsinstitutes Sipri ein deutliches Schrumpfen der westeuropäischen Rüstungsindustrie nach sich ziehen. In einem gestern in der schwedischen Hauptstadt veröffentlichten Forschungsbericht vertritt Sipri die Auffassung, daß bei dem zu erwartenden Erfolg der Abrüstungsverhandlungen über konventionelle Waffen von 1990 bis 95 zwischen 350.000 und 500.000 Arbeitsplätze in diesem Bereich verschwinden werden. Die Zahl von 1,5 Millionen Rüstungs- Arbeitplätzen insgesamt ist in den letzten drei Jahren bereits um 100.000 reduziert worden.
Die Friedensforscher beobachteten, daß sich die in der Rüstung aktiven westeuropäischen Großunternehmen auf sinkende Militärhaushalte in Europa und Nordamerika sowie verminderte Absatzmöglichkeiten in der Dritten Welt einstellen. Wegen Devisenmangels könnten in der Dritten Welt keine Ausweichmärkte erschlossen werden. Die Umstellung auf zivile Produktion sei nur eine der angewandten Handlungsstrategien neben Fusionen, Fabrikschließungen, Entlassungen und der Umstellung auf weiterhin lukrative Rüstungsbereiche.
Die mit Abstand wichtigsten Länder der europäischen Rüstungsindustrie sind Großbritannien, Frankreich und die Bundesrepublik, wo die sieben größten Rüstungsproduzenten 80 Prozent des Umsatzes der hundert wichtigsten Rüstungsunternehmen unter sich ausmachen. Zu diesen sieben führenden Konzernen gehört aus Deutschland Daimler-Benz an vierter Stelle. Davor liegen British Aerospace (Großbritannien) und Thomson S.A. sowie Thomson CSF (beide Frankreich).
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