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Abrüstung der Mauer

■ DDR-Abrüstungsministerium verantwortlich für Abriß / Auch Schwierzina gegen Personenkontrollen

Berlin. Die Mauer muß weg, und zwar unter der Leitung des DDR-Ministeriums für Abrüstung und Verteidigung. Wie gestern ein Regierungssprecher mitteilte, soll für die Koordination des angekündigten vollständigen Abrisses bis zum 2.Juli der Parlamentarische Staatssekretär von Abrüstungsminister Eppelmann, Bertram Wieczorek, verantwortlich sein. Viele West-Firmen hätten sich zum kostenlosen Abriß bereiterklärt

-als Belohnung locken Mauersegmente, weitere Firmen werden noch gesucht.

Der neue Ostberliner Oberbürgermeister Tino Schwierzina hat gestern auf der ersten Pressekonferenz des Magistrats den Verzicht auf alle Personenkontrollen in Berlin durch die DDR -Behörden gefordert. Er bezeichnete es als „weltfremd“, daß die DDR-Regierung zwar den vollständigen Abriß der Mauer bis Anfang Juli angekündigt habe, gleichzeitig aber die Kontrollen an den innerstädtischen Übergängen beibehalten wolle. Wie berichtet, hatte DDR-Ministerpräsident de Maiziere am Donnerstag lediglich einen Mauerabriß angekündigt, nicht aber den Abbau der Personenkontrollen innerhalb Berlins. Der Regierende Bürgermeister von West -Berlin, Walter Momper, hatte dieses Vorgehen bereits am Donnerstag scharf kritisiert. Schwierzina äußerte gestern ähnliche Bedenken: Wenn die Mauer nicht mehr vorhanden sei und alle rund 140 Straßenverbindungen zwischen Ost- und West -Berlin wieder hergestellt seien, dürfe es keine Kontrollen mehr geben. Diese bremsten das Zusammenwachsen der Stadt und seien nur eine „Bürokratie der Bürokratie wegen“.

Schwierzina kündigte an, daß im Roten Rathaus eine Koordinierungsstelle zum Abriß der Mauer eingerichtet werde. Er rief alle Baubetriebe im Ost- und Westteil der Stadt auf, ihre Kapazitäten kostenfrei für die Abrißarbeiten zur Verfügung zu stellen. Sein Magistrat wolle, daß auch alle bisher noch geschlossenen U- und S-Bahnhöfe der bisher unterbrochenen Linien wieder geöffnet werden.

taz/dpa

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