: Abrißstopp in Ost-Berlin
■ Baustadtrat Eckehard Kraft (SPD) hält nichts von „monotonen Plattenbauten“
Ost-Berlin. Im Ostteil Berlins dürfen vorerst keine Häuser mehr abgerissen werden. Einen entsprechenden Stopp hat der neugewählte Stadtrat für Bau- und Wohnungswesen, Eckehard Kraft (SPD), verfügt. Gleichzeitig gab der 48jährige Bauingenieur eine „ungeschminkte Analyse der Lage im Bauwesen“ in Auftrag. Wie die Ost-'Berliner Zeitung‘ am Dienstag einem Interview mit dem Kommunalpolitiker voranstellt, habe Kraft angesichts der gescheiterten Wohnungsbaupolitik in der Stadt eine schwierige Aufgabe in Angriff genommen. Er forderte, generell müsse Schluß damit gemacht werden, daß zugunsten des Neubaus erhaltenswerte Substanz abgerissen wird. „Die Menschen haben auch die Nase voll von dem monotonen Plattenbau, den Schlafstädten am Stadtrand, dem Abbau kultureller Identität“, so Kraft. Künftig sollen die Bürger von Beginn an in Bauplanungen einbezogen werden. „Hätte man dies früher schon getan, würden wir heute nicht diese Probleme in Alt-Glienicke und Kaulsdorf haben. Das Entstehen der Bürgerinitiativen dort wie in der Spandauer Vorstadt sind doch Ergebnis falscher Politik des Magistrats“, meinte der SPD-Politiker. Auf dem Baumarkt werde es künftig auch kein Diktat eines Wohnungsbauunternehmens geben, wie es durch das WBK praktiziert worden sei.
Die Zahl leerstehender Wohnungen steigt in Ost-Berlin indes weiter an. Allein im Bezirk Friedrichshain sind jetzt neun Prozent der von der KWV verwalteten Wohnungen ohne Mieter. Im Dezember standen dort 4.885 Wohnungen leer, im März waren es schon 5.314.
dpa/taz
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