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Abgerechnet„Kopf- und erfolglos“

■ Fücks über Vulkan-Politik des Senats

„Die bisherige Vulkan-Politik des Senats war kopflos, ziellos und extrem erfolglos“, so urteilte gestern der Bremer Wirtschaftspolitiker Ralf Fücks (Grüne) drei Tage vor dem erwarteten Anschlußkonkurs.

Zunächst, so erinnerte Fücks, habe der Senat versucht, den Gesamtkonzern zu retten. Dann habe man versucht, einen „Unterweser-Verbund“ unter Einschluß von STN Atlas Elektronik zu retten. Auch diese Idee könne man inzwischen vergessen. So seien seit dem August 1995 neun Monate verstrichen, ohne daß eine Perspektive gewonnen sei. In dieser Zeit aber sei das Bürgschaftsvolumen von 450 Millionen auf 1,2 Milliarden aufgestockt worden. „Was hat der Senat dafür gewonnen? So gut wie nichts.“ Auch finanzpolitisch droht der Vulkan-Kurs zum GAU zu werden, meinte Fücks. Die Hälfte der Bürgschaftssumme würde vermutlich fällig werden, ohne daß damit eine Mark investiert sei in die Zukunft des Schiffbaus an der Unterweser.

Und die sei nach wie vor völlig unklar. Fücks belegte dies mit konkreten Zahlen. Der derzeit in Vegesack fast fertig gebaute Containerfrachter Nummer 109 „koste“ den Vulkan 100,7 Millionen, vertragsgemäß zahle die Conti-Reederei aber nur 65 Millionen dafür. Bei den Fähren, die bei Seebeck in Bremerhaven gebaut werden, betrage die Unterdeckung „nur“ zwischen 20 und 30 Prozent. Wenn die Costa II nicht in Bremen fertig gebaut wird, habe der Vulkan daran einen Verlust von 95 Millionen, das Land ist mit 44 Millionen dabei – „das waren dann die am höchsten subventionierten Arbeitsplätze der Republik“, meinte Fücks bitter. Die Deutsche See-Reederei habe das Land übernommen, um dem Vulkan Geld zuzuschieben, die aber schreibe nach wie vor rote Zahlen und das Staatsengagement habe Bremen zudem den Ärger mit Hapag-Lloyd eingebracht – „dem wichtigsten Kunden für den Container-Terminal Bremerhaven“.

Wenn es für den Schiffbau eine Zukunft geben soll, dann, so Fücks, müsse man den Arbeitern sagen, daß das nicht ohne „drastische Senkung der Personalkosten“ gehe: „Wer den Kollegen das nicht sagt, sondern Sand in die Augen streut, der vertritt nicht ihre Interessen.“ Rationalisierung der betrieblichen Abläufe und große Investitionen seien erforderlich.

Aber private Investoren seien nicht in Sicht, die eigenes Geld in die Modernisierung stecken würden. Besonders optimistisch ist Fücks also nicht, daß die Werften überleben. Unternehmensberater hätten abgelehnt, ein Konzept zu erarbeiten, die Banken sich längst zurückgezogen. „Jetzt soll ein neues Verbund-Konzept von den Werft-Geschäftsführern gestrickt werden, die dazu schon seit Jahren nicht in der Lage waren“, schimpft Fücks: „Den Vorstand können Sie vergessen, der Konzern ist führungslos, das mittlere Management ist gelähmt...“ K.W.

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