: Ab durch die Mitte
■ 200.000mal jährlich wird in Deutschland getankt, aber nicht gezahlt
Minden (dpa) – In Deutschland tanken kann extrem billig sein: Pro Jahr machen sich rund 200.000 Auto- und Motorradfahrer an Tankstellen aus dem Staub, ohne den Sprit zu bezahlen. Das beklagt der Bundesverband des Deutschen Tankstellen- und Garagengewerbes. Besonders „beliebt“ seien wegen ihrer Unübersichtlichkeit die immer häufger werdenden Großtankstellen mit bis zu 20 Zapfsäulen. Doch prinzipiell ist Benzinklau offenbar ein Delikt, das keine besonderen Schwierigkeiten bereitet. Nach Schätzungen gehen den Tankstellenpächtern dadurch jedes Jahr 16 Millionen Mark durch die Lappen.
Die Pächter fühlten sich machtlos, sagte Geschäftsführer Hubert Brockmeier in Minden an der Weser. Für die großen Mineralölkonzerne sei der Benzinklau dagegen im Verhältnis zum Kraftstoff-Gesamtumsatz von jährlich 100 Milliarden Mark eine Marginalie.
„Die Benzindiebe kommen bei Hochbetrieb, und sie parken so, daß man die Autonummern nicht erkennen kann“, erzählt ein Bielefelder Tankstellenpächter. Manche Spriträuber kämen sogar in Autos ohne Nummernschild. „Wenn die dann hinten rausfahren, hilft auch keine Videoüberwachung.“ Gegen die Diebe sei kein Kraut gewachsen, sagt ein anderer Pächter aus Paderborn: „Die tanken an einer Säule fast voll, wechseln dann zu einer anderen und bezahlen für den dort getankten Rest zehn Mark.“ Interessanterweise ist der Benzinklau eine Form von Kleinkriminalität, die keine sozialen Unterschiede kennt. „Sie fahren im dicken Schlitten vor oder im Kleinwagen“, so einer der Pächter.
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