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Archiv-Artikel

ARIANE SOMMER PFLANZEN ESSEN

Viele Fleischesser stören sich an Veganern. Aber auch unter Veganern nerven sich die einzelnen Fraktionen teils ganz fürchterlich.

Ethische Veganer beispielsweise, also jene Menschen, die aus moralischen oder politischen Gründen auf Tierprodukte verzichten, können Fitness-Veganer nicht ausstehen. Tiere eines flachen Bauches wegen nicht zu essen, sei weniger wert, als Tiere aus Mitleid nicht zu essen. Fitness-Veganer sticheln zurück, ethische Veganer nähmen den Mund zu voll – mit Selbstgerechtigkeit.

Rohkost-Veganern wird hingegen nachgesagt, einen Enzym-Kult zu betreiben. Sie poppen Enzym-Pillen wie Smarties und haben oft feinsäuerlichen Atem, Dank der fermentierten Nahrung, die sie verspeisen. Auf Dinnerpartys unterhalten sie sich mit Vorliebe über die eigene Darmflora.

Aber auch wenn die Spaltung unter den Fraktionen groß ist, in einer Hinsicht sind sie sich wiederum einig: am allernervigsten sind Frutarier. Jene Veganer, die sich ausschließlich von pflanzlichen Produkten ernähren, die die Pflanze, von der sie stammen, nicht beschädigen. Sie essen also hauptsächlich Fallobst.

Ein befreundeter Veganer lebte mal in einer Veganer-Rohköstler-Frutarier-Wohngemeinschaft. Wenn er am Herd stand und kochte, spotteten die Rohköstler gern: „Na, gibt’s wieder tote Beete?“ Die Frutarier wiederum stahlen den Rohköstlern die Sprossen von der Fensterbank und setzten sie anschließend auf einer Wiese frei.

Was die diversen Veganer-Fraktionen angeht, sehe ich die Sache frei nach dem florentinischen Philosophen Niccolo Machiavelli: Der Zweck heiligt die Mittel. Aus welchem Grund die Tiere nicht gegessen werden, ist ihnen schlussendlich sicher egal.

Ariane Sommer schreibt hier alle zwei Wochen über veganes Leben Foto: Manfred Baumann