ARBEITSESSEN : Humanity in Fashion
Wie muss ich das verstehen, dass sich Boss für die Fashion Week jetzt Laienmodels über Facebook geholt hat? Ist Boss die andere Brigitte? Nicht wirklich. Hugo Boss ist im Web 2.0 aktiv, weil man bei einer jungen, konsumfreudigen Zielgruppe, die sich gern in sozialen Netzwerken wie Facebook tummelt, noch bekannter werden will.
Diese Zielgruppe, so die Vermutung, interessieren nicht Magermodels, sondern ethische Fragen zur textilen Wertschöpfungskette. Also ist auch hessnatur während der Fashion Week in Berlin, um seinen im Herbst dieses Jahres erstmals vergebenen „Humanity in Fashion-Award“ vorzustellen. Er soll eine Plattform für ökologisch und fair produzierte Kleidung schaffen und für die geforderte Langlebigkeit einer „Fair Fashion“ werben. Die Starthilfe für Jung- und Nachwuchsdesigner soll neue Impulse setzen, im Sinne einer – und hier erschreckt sich die alte Zielgruppe, der ich angehöre – „natürlichen Kleiderkultur“.
Sollte dieser Begriff nicht auch die altgedienten Modejournalisten schrecken, die sich vor der Rena-Lange-Show trotzdem ziemlich vollzählig zum Arbeitsessen mit hessnatur eingefunden haben? Nein. Und das liegt – jetzt wirklich – natürlich an Miguel Adrover, der seit zwei Jahren Creativ Director des Hauses ist: Weil, wie er sagt, hessnatur eine völlig giftfreie Produktion auf die Beine gestellt hat.
Dass der Star der New Yorker Avantgarde-Fashion-Szene, der haufenweise Angebote von großen Modelabels bekam, sich mit diesem Engagement ganz offensiv zur Idee der „grünen Mode“ bekennt, verleiht ihr eine völlig neue Relevanz. Und die noch radikalere Version steht schon in den Startlöchern, wissen die altgedienten Modejournalisten und sagen „Umasan“. Zwei Schwestern, die vegane Mode, unter Verzicht tierischer Erzeugnisse machen. Gerade eröffnen sie ihren ersten Flagshipstore in Berlin. BRIGITTE WERNEBURG