APART IM MONARCH : Eleanor darf das
Was ist denn nun los? Ihre Frisur lässt den Blick auf ihre Augenbrauen zu. Auf allen Publicity-Fotos schafft sie es, selbige durch einen Pony zu verbergen. Keine Ahnung, warum. Eleanor darf das. Sie ist apart. Und sie verbirgt diese Tatsache fortwährend. Eleanor, die hübscheste Frau im Popbiz, will nicht an ihrem Äußeren gemessen werden.
Sie ist eine erratische Komponistin. Dem zu huldigen, waren wir am Dienstag in den „Monarch“ gegangen. Diesmal ist sie allein unterwegs, ohne ihre Band Fiery Furnaces, ohne ihren Bruder Matthew. Geht sie eigentlich immer noch mit diesem Fritzen von Franz Ferdinand?
Nur mit einer halbakustischen Gitarre steht sie vor dem Mikrofon und performt Songs ihres Debütsoloalbums „Last Summer“. Mit ihren Ansagen macht sie die Zuschauer wuschig. Bald scharren sie ebenso unruhig mit den Füßen wie Eleanor. Apart heißt im Französischen beiseitesprechen. „Der nächste Song ist steinalt, von 1996. Da war ich zehn.“ Eine glatte Lüge. Da war sie 20. Egal, der Song schmilzt dahin wie Butter. „Ich will jetzt nicht nach Komplimenten fischen, aber Sie sind von mir gelangweilt, nicht wahr?“ Protestrufe aus dem Publikum. „Ach kommen Sie, das nehme ich Ihnen nicht ab! Der nächste Song heißt ‚I never fall in love with you again‘.“ Wieder gelogen: Der Song heißt „I won’t fall Apart on You Tonight“.
Apart, da haben wir es wieder. Eleanor spricht nicht nur beiseite, sie steht die ganze Zeit mit einer Verve neben sich, die man gesehen haben sollte. Während der Songs fixiert sie die Fensterfront des „Monarch“. Sie vermeidet den direkten Blick ins Publikum. Als wäre an der U-Bahn-Station Kottbusser Tor ein Teleprompter, der Eleanor auf der anderen Straßenseite die Songtexte einblendet. Sie kann sich ihre kurzgeschichtenlangen Texte auch so merken, blickt aus dem Fenster, konzentriert sich. Eleanor darf das. JEROME SEIDENHEMD