AMERICAN PIE : Showdown in Texas
BASKETBALL Selbst wenn sich Dirk Nowitzki mal den Fuß vertritt, siegen die Dallas Mavericks – und wollen endlich den Titel gewinnen
Nein, elegant sah das nun wirklich nicht aus. Eher wie ein 2,13 Meter großer Lulatsch, der über die eigenen Füße fällt. Was es ja auch war: Nach einem Sprungwurf war Dirk Nowitzki ohne fremdes Zutun gestolpert und unsanft auf dem Rücken gelandet. Problematischer allerdings, dass sich der deutsche Basketballprofi bei seiner Slapstickeinlage das rechte Knie verdreht hatte und den Rest des Spiels nur noch auf dem Fernseher in der Umkleidekabine verfolgen konnte – das verletzte Körperteil dick in Eis eingepackt.
Der Wurf, bei dem Nowitzki so unglücklich aufkam, war übrigens trotzdem im Korb gelandet. Und seine Dallas Mavericks gewannen auch ohne ihn 103:93 das Auswärtsspiel bei Oklahoma City Thunder. So läuft es momentan bei den Mavericks: Nicht mal der Ausfall ihres eifrigsten Punktesammlers kann sie momentan stoppen. Notfalls verzichten sie sogar auf ihren Trainer: Rick Carlisle war gar nicht erst mit nach Oklahoma gereist. Der Chefcoach hatte sich am Knie operieren lassen müssen.
Ein solcher Eingriff wird Nowitzki wohl nicht drohen. Eine erste Röntgenaufnahme ergab keinen Befund. Ein MRT soll nun endgültige Klarheit bringen, ob der 32-Jährige am Donnerstag wieder auflaufen kann. Das, davon darf man ausgehen, wird er sich nicht entgehen lassen wollen. Denn dann kommen die San Antonio Spurs nach Dallas. Die sind nicht nur Lokalrivalen in Texas und verbauen Nowitzki seit Jahren in schöner Regelmäßigkeit den Weg zum heiß ersehnten NBA-Titel. Außerdem ist San Antonio aktuell auch noch, zumindest was die bisher gesammelten Siege angeht, das beste Team der Liga. Gleich dahinter: die Dallas Mavericks.
Dass da morgen in Dallas das absolute Spitzenspiel der besten Basketballliga der Welt stattfindet, das allerdings droht etwas unterzugehen. Das liegt zum einen daran, dass der Hype um die zu Saisonbeginn noch dysfunktionale, zuletzt aber zusehends besser geölte Starcombo in Miami alles andere an den Rand drängt. Zum anderen daran, dass in San Antonio noch nie große Töne gespuckt wurden – und man sich in Dallas in letzter Zeit in dieser Beziehung am Nachbarn zu orientieren scheint. Selbst Mark Cuban, Eigentümer der Mavericks und einer der notorischsten Lautsprecher der Liga, stellte unlängst stolz fest, dass er schon seit Jahren nicht mehr von der Liga abgemahnt wurde.
Damit die Fans in Texas aber nicht völlig einschlafen, hat sich wenigstens Jason Terry aufgerafft, das Aufeinandertreffen der NBA-Schwergewichte angemessen anzukündigen. Er wolle ja nicht respektlos erscheinen, erst recht nicht gegenüber den San Antonio Spurs, ließ der Shooting Guard der Mavericks wissen, „aber ich persönlich glaube, wir sind besser als jede andere Mannschaft in der Liga“.
Eine These, für die sich tatsächlich gewichtige Argumente finden lassen. Wie der Sieg gegen Oklahoma City, das mit dem überragenden Jungstar Kevin Durant immerhin als Geheimtipp gilt, beweist, sind die Mavericks lange nicht mehr so abhängig von Nowitzki wie früher. Außerdem haben sie ihre schon legendären Defensivdefizite weitgehend abgestellt und ihren Ruf als Weichei-Mannschaft abgelegt. „Das Image sind wir endlich los“, hofft Terry.
Tatsächlich sind die neuen Mavericks ein abgekochtes, erfahrenes Team, das auch nach beschwerlichen Reisen und in feindseligen Stadien die Ruhe behält. Als Beweis gilt die Tatsache, dass Nowitzki und seine Kollegen erst ein einziges Auswärtsspiel verloren haben. Vor Oklahoma wurden mit den Orlando Magic und Miami Heat gleich zwei der besten Teams an der Ostküste besiegt.
Ob die neue Mentalität der Mavericks ausreichen wird, endlich den ersten Titel nach Dallas zu holen, das aber werden erst die im April beginnenden Playoffs zeigen können. Die momentan laufende reguläre Saison ist schließlich kaum mehr als ein Aufgalopp, ein schier ewig währendes Vorgeplänkel, bei dem die Mavericks schon traditionell gut abschneiden. In der vergangenen Saison war, wie schon so oft, in der ersten K.o.-Runde Schluss – mal wieder gegen ein eigentlich schlechter eingeschätztes Team aus San Antonio.
„So etwas wird niemals wieder passieren“, verspricht Terry. Vor allem Dirk Nowitzki hofft, dass das in dieser Spielzeit endlich einmal mehr ist als nur ein Pfeifen im Walde. THOMAS WINKLER