AMADOU & MARIAM: „FOLILA“ : Fliegender Oldtimer
Mit Mitte fünfzig stehen Amadou und Mariam zweifellos auf dem Gipfel ihrer Karriere. Als sich das Paar vor über dreißig Jahren in einer Blindenschule in Bamako zusammentat, hätten sie sich nicht träumen lassen, dass einmal die angesagtesten Stars der westlichen Popszene Schlange stehen würden, um mit ihnen ins Studio zu gehen – von der Elektropopsängerin Santigold über TV on the Radio und Nick Zinner von The Yeah Yeah Yeahs bis zu Jake Shears von den Scissor Sisters. Ursprünglich sollte „Folila“ (Bambara für „Musik“, prosaischer geht’s kaum) ein Doppelalbum werden: die eine Hälfte in New York, die andere in Bamako mit Lokalheroen wie den Ngoni-Virtuosen Bassekou Kouyaté aufgenommen – mal Crossover, mal Afrika pur.
Am Ende entschied man sich, alles in einen Topf zu werfen. Auf „Folila“ treffen deshalb kühler New Wave, Postpunk und sogar Rap auf schnörkellose Gitarrenriffs und schlichte Lebensweisheiten aus Mali. Der spröde Blues von Amadou und Mariam wirkt dabei wie mit einer dicken Glamourschicht überzogen – als hätte man einen verbeulten Oldtimer zu einem Ufo aufgemotzt, das blinkt, leuchtet und zu guter Letzt sogar fliegen kann.
Because/Warner