ALTONAER MUSEUM : Überstürzte Flucht
Es ist eine Merkwürdigkeit, und auch ein längeres Gespräch mit der Direktorin erhellte es nicht: Warum soll es in einem Großverbund Hamburger kulturhistorischer Museen unmöglich sein, das Altonaer Museum zu reformieren? Warum soll ein künftiger „Superdirektor“ kein Interesse haben an Umbauten, die das Haus attraktiver machen?
Kommentar von Petra Schellen
Fragen, die Bärbel Hedinger, die überstürzt scheidende Direktorin des Altonaer Museums, gestern nicht beantwortete. Von Rechtfertigungszwang und Behinderung der Reformen war da die Rede – verständlich. Doch dass ihr Haus seit Hedingers Amtsantritt keine der Reformen sichtbar vorangetrieben hat, das sagte sie nicht.
Zwar haben einige Ausstellungen der vergangenen Jahre gute Besucherzahlen erbracht. Doch bargen Präsentationen wie die aktuelle Schau über die Elbe auch erschreckend Unkritisches zum Thema Kolonialismus. Andererseits wurde ein Diskussionsforum eingerichtet, das sich Migrationsfragen widmet. Löblich – doch von einem grundlegend neuen Erscheinungsbild, einer gewandelten Atmosphäre kann keine Rede sein.
Das weiß auch Frau Hedinger, die sich dafür nicht unter Rechtfertigungsdruck sehen will. Und die lieber das sinkende Schiff verlässt, als zuzusehen, wie ihr Museum als Nur-Noch-Zweigstelle eines Großverbundes irgendwann wegrationalisiert wird. Im Gespräch war das ja bereits vor 2004. Bärbel Hedinger sollte die Retterin sein. Sie war es nicht. Jetzt rettet sie nur noch sich selbst.