■ ALMA-ATA: UDSSR IN GUS VERWANDELT: Proletarier aller Länder: Es ist vollbracht!
Moskau (taz) — Der Staat der Sowjets ist abgestorben. Allerdings anders, als Marx es sich für die proletarischen Massen gewünscht hat: Am Samstag hoben die Regierungschefs von elf ehemaligen Sowjetrepubliken in Alma-Ata eine „Gemeinschaft unabhängiger Staaten“ — kurz GUS — aus der Taufe. Nur die drei baltischen Länder und Georgien sind nicht mit von der Partie. In einem Schreiben dankten die neuen Staatschefs Gorbatschow für „seinen großen und positiven Beitrag“ und teilten ihm zugleich seine Entlassung mit. Während die sowjetischen Staatsdiener bereits gestern mit der Räumung ihrer Kreml-Büros anfingen, mochte ihr geschaßter Chef sich immer noch nicht zum Rücktritt entschließen. Er wolle erst die offiziellen Ergebnisse aus Alma-Ata abwarten, ließ sein Sprecher wissen. Im Ausland lauschte man indessen vor allem darauf, was der neue Staatenbund zum Umgang mit den Atomwaffen zu sagen hatte. In einem Sonderabkommen wurde festgeschrieben, daß alle Nuklearwaffen verschrottet werden sollen. Bis dahin entscheidet der russische Präsident in Übereinkunft mit den anderen drei atomwaffenlagernden Republiken über ihren Einsatz. So fielen die internationalen Reaktionen denn auch zögerlich positiv aus: noch keine Anerkennung; aber Glückwünsche aus den USA, die Versicherung „tätiger Solidarität“ aus Bonn und allenthalben die Ankündigung, schnellstmöglich über diplomatische Beziehungen zu beraten. Nur China reagierte zurückhaltend. SEITEN 2, 3 UND 14
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