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AKW–Geschäft mit UdSSR eine Bild–Ente

■ Außenministerium dementiert Pläne für Technologietransfer

Berlin (taz) - „Es gibt keine konkreten Pläne, sicherheitstechnologische Ausrüstungen für Kernkraftwerke an die UdSSR zu liefern,“ dementierte am Montag ein Sprecher des Bonner Außenministeriums eine Meldung der Bild - Zeitung. „Das ist alles frei erfunden.“ Die auflagenstärkste Zeitung der BRD hatte eine Meldung über ein angeblich geplantes deutsch–sowjetisches Fünf–Milliarden Geschäft mit einem allgemeinen Genscherzitat garniert. Ein Zwei–Milliardenkredit, so das Springer–Blatt, sollte aus Bonn kommen, zwei weitere Mrd. mit Uran–Lieferungen kompensiert werden. „Ich habe nichts auf dem Tisch, was in diese Richtung weisen würde,“ erklärt P. Zieber vom Hamburger Institut für Ostmarktfoschung. Deutsch–Sowjetischer Technologietransfer in der Atombranche, so der Chef des privaten Consulting Unternehmens, sei „allerdings kein Newcomer“. Seit Jahren machten die deutsche Hersteller in der UdSSR gute Geschäfte mit Meß– und Steuergeräten. Grundsätzlich gäbe in Moskau zwar auch Bestrebungen, die Reaktoren mit einem höheren Sicherheitsstandard auszurüsten, aber „bis Wünsche in den 5–Jahresplan aufgenommen werden, dauert das lange,“ zeigt sich der Osthandelsexperte pessimistisch. Politische Beobachter sehen hinter der dementierten Meldung die in letzter Zeit zu kurz gekommenen Interessen deutscher Lieferanten. Seit dem Goebbels–Gorbatschow–Vergleich des Bundeskanzlers sei man im Kreml zu verärgert, um zu größeren Geschäftsabschlüssen zu kommen. „Zur Zeit zeigt sich die Bundesregierung deshalb gegenüber der UdSSR besonders großzügig.“

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