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■ AKTENVERNICHTUNGDiestel stoppt Aktentexodus

Berlin (taz) — DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel (CDU) hat die Aktenvernichtung in Ost-Berlins Polizeidienststellen gestoppt. Obwohl der Minister auch weiterhin behauptet, daß es von allen für die Vernichtung vorgesehenen Dokumenten im Polizeipräsidium Duplikate geben würde, habe er die Erhaltung des zu vernichtenden Materials angeordnet, „um jegliche Irritationen auszuschließen“. Innensenator Pätzold und Innenstadtrat Krüger (SPD) hatten die Vernichtung von Diensttagebüchern der damaligen Revier-Chefs, von Weisungen und Lagefilmen der Führungsstellen, von Vernehmungsprotokollen von Oppositionellen sowie von Ermittlungsverfahren gegen Demonstranten heftig kritisiert und gegen die Verantwortlichen disziplinarrechtliche Schritte angekündigt. Diestel will mit dem Vernichtungs-Stopp „Polizisten davor bewahren, daß sie nach dem 3. Oktober zur Verantwortung gezogen werden“. Die Mauer vor Diestels dubios erworbenen Landhaus in Zeuthen wurde von einer Gruppe Unbekannter verschönert. In der Nacht zum Mittwoch hinterließen sie „Diestel weg, hat keinen Zweck“ und „Stasi“ in Deutschland-Farben. Die Maler flüchteten, nachdem sie einen Polizisten bemerkt hatten. Diestel ließ die Worte noch in der Nacht überstreichen. Die Mauer will er jetzt aber abreißen lassen. Nachbarn hatten sich über das Bauwerk empört, weil sie es „fürchterlich häßlich“ fanden und der Bürgermeister den Abriß gefordert, weil Diestel keine Baugenehmigung bei der Kommune beantragt hatte.

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