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ADFC sucht Sponsoren für Fahrrad-Stadtplan

■ Karte mit allen Fahrradwegen fertig/ Umweltstaatssekretär findet keine Geldgeber/ Verkehrsverwaltung besteht auf eigene unvollständige Karte

Berlin. In den Schubladen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) verstaubt ein ausgearbeiteter Fahrrad-Stadtplan, weil niemand den Druck bezahlen will. Die Karte enthält alle Straßen und Radwege Berlins sowie ein komplettes Straßenregister. Autospuren wie Fahrradstreifen werden jeweils mit drei verschiedenen Farben in ihrer Qualität unterschieden — von »gut geeignet« (rot) über »mäßig geeignet« (orange) bis »ungeeignet« (gelb) können Pedaltreter quasi mit einem Blick erkennen, wo für sie der radfreundlichste Weg verläuft. Die erste Auflage soll mit 15.000 bis 25.000 Exemplaren in Druck gehen, eine Karte 11,80 Mark kosten.

Der Stadtplan ist innerhalb von zwei Jahren von den beim ADFC über ABM finanzierten Kartographen Katrin Röhr und Mark Podlowski erarbeitet worden. Angebote für den Druck liegen bereits von verschiedenen Kartenverlagen vor. Doch dem Fahrradclub fehlen für die Vorfinanzierung etwa 80.000 Mark. Umweltstaatssekretär Lutz Wicke (CDU) hat bisher vergeblich nach Sponsoren gesucht, sagt aber weiterhin »jegliche Unterstützung« zu. Ob seine Verwaltung den Velo-Plan fördern könne, müßte man »checken«.

In anderen Städten wie München, Hannover, Bonn, Karlsruhe oder Aachen gibt es »Radlstadtpläne« bereits. Die dortigen Vereine des ADFC haben sie mit finanzieller Unterstützung der Stadtverwaltungen herausgeben können. In Berlin hat Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) allerdings keine Mark für das Projekt übrig, mit dem ökologisch verträgliches Fortkommen gefördert würde. Uta-Micaela Dürig, Haases Sprecherin, begründet die Sparsamkeit ihres Hauses damit, daß ihre Verwaltung regelmäßig die »Fahrradverkehrsnetzkarte« herausgebe, die billiger und mit den Bezirken abgestimmt sei. Daß die Karte der Verwaltung wesentlich schlechter ist als die des ADFC, weil nicht alle Straßen benannt sind, ein Verzeichnis fehlt und Autospuren sowie Radwege so gut wie gar nicht nach Sicherheit und Zustand unterschieden werden, spielt keine Rolle.

Der ADFC hatte bereits vor zweieinhalb Jahren der Verkehrsverwaltung sein Projekt vorgestellt, doch der zuständige Mitarbeiter sei inzwischen pensioniert, berichtet Röhr. Von seinem Nachfolger habe man dann nie etwas gehört — weder zustimmend noch ablehnend. Bei der SPD stößt das Verhalten der Verwaltung auf Kritik. »Das ist ein weiterer Beleg, daß sich die Verkehrsverwaltung nicht intensiv genug mit dem Radverkehr auseinandersetzt«, rügt Käthe Zillbach, verkehrspolitische Sprecherin, den Senator. Haase werde nicht müde, im Abgeordnetenhaus zu betonen, daß er für die Zweirad-Verkehrsplanung nicht genügend Leute habe, gleichzeitig lehne er das einmalige Angebot eines Rad-Stadtplanes ab. Im Gegensatz zur SPD-Abgeordneten wollte Staatssekretär Wicke die Politik der Verkehrsverwaltung nicht bewerten: »Ich bin nicht dazu da, das Verhalten einer anderen Senatsbehörde zu kommentieren.«

Möglicherweise hat der ADFC gestern nun doch seinen ersten Sponsor gefunden. Die taz überlegt, sich zu beteiligen. Dirk Wildt

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