ABT: EXPANDIERENDE RIESENSTERNE: „Wir werden powern!“
■ Mercedes will auf die zentralasiatischen GUS-Märkte
Stuttgart (AP/taz) — Gerade hatte sich Mercedes einen Großauftrag aus der Ukraine an Land gezogen. 50 Sattelzüge im Wert von knapp sieben Millionen Mark verscherbelt der Stuttgarter Konzern an die Ex-Sowjetrepublik. Jetzt winkt auch schon das nächste GUS-Geschäft: Benz erobert die Märkte der zentralasiatischen GUS-Republiken Usbekistan und Kasachstan. Verträge über Generalvertretungen in den Hauptstädten Taschkent und Alma Ata wurden bereits unterzeichnet.
Die beiden Gesellschaften mit den illustren Namen „Stern des Ostens“ und „Blue Star of Kasachstan“ sollen in den nächsten Monaten jeweils sieben Millionen Mark in Servicebetriebe und Schauräume für Personenwagen und Nutzfahrzeuge investieren; außerdem will Mercedes in beiden Ländern ein flächendeckendes Service- und Vertriebsnetz aufbauen. Doch bevor damit begonnen wird, darf sich erstmal die usbekische Regierung freuen: Sie wird demnächst in den deutschen Nobelkarossen herumkurven.
Um den Deal perfekt zu machen, war Mercedes-Chef Werner Niefer Ende Juli zu einer einwöchigen Tour nach Usbekistan, Kasachstan und Turkmenistan gejettet und hatte nach seiner Rückkehr angekündigt, daß Mercedes nun ganz groß in die Ost-Märkte einsteigen wolle. Bei Service-Unternehmen will der Konzern es allerdings nicht belassen. In Zukunft soll in den drei Ex-Sowjetrepubliken auch eine breite Palette von Fahrzeugen produziert werden.
Gelöst hat Mercedes mittlerweile auch Finanzierungsprobleme bei schon früher vereinbarten GUS-Geschäften, und das, obwohl die Ex-Sowjetunion chronisch pleite ist. Nächstes Jahr soll nun der Omnibushersteller Avtrokon in Golizyno bei Moskau als Lizenznehmer mit der Montage des Mercedes-Busses O303 beginnen. Rußlands Präsident Boris Jelzin hat außerdem Interesse an einer Unimog-Lizenzfertigung gezeigt.
Niefer krempelt denn auch optimistisch die Ärmel hoch. Die zentralasiatischen Republiken seien „zukunftsorientierte, kapitalstarke Länder“, meinte der Mercedes- Chef. Deshalb wolle der Konzern seine Pläne durchziehen. Niefers Parole: „Wir werden powern!“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen