ABENTEUER BVG : Resignationsbahn
Es ist sonnig und kalt. Es ist, meldet das Berliner Fenster, der schöne 25. November. Ich sitze in der U3, zurück auf dem Weg von Friedenau nach Kreuzberg.
Am Heidelberger Platz steigen lauter schöne Studentinnen ein. Ich starre sie an, als ob das irgendetwas bringen könnte. Überhaupt ein Tag voller schöner Frauen. Sonne, Milde, Schönheit. Ich verschwende Zeit, ich verschenke mich.
Die Resignation ist nicht weit, sagt eine der Studentinnen und steigt wieder aus. Ich staune ihrer Aura und ihrem Satz nach und denke über Wortspiele mit dem Wort Resignation nach. One Resignation Under a Groove. Etwas Besseres als die Resignation. Kampf dem Resignationalsozialismus. So etwas.
Dann fällt mir auf, dass ich eigentlich schwarzfahre. Die Fahrkarte, die ich habe, ist nicht mehr gültig; zeitlich schon, aber nicht streckenmäßig. Ich hätte in die andere Richtung fahren dürfen, nicht aber zurück. Natürlich werde ich kontrolliert. Zwei Herren steigen da ein, wo eben die Studentin ausstieg, und fordern Nachweise. Sie geben sich pflichtbewusst und strikt. Ich steige mit ihnen irgendwo aus und fühle mich hilflos. Sie unterrichten mich über meinen vermeintlichen Fehler und händigen mir einen Strafbescheid aus.
Danach stehe ich eine Weile paralysiert auf dem Bahnsteig. Schließlich steige ich in die nächste Bahn, in die eine Station später genau einer der beiden mir inzwischen bekannten Kontrolleure einsteigt und um die Fahrscheine bittet. Diesmal übersieht er mich kulant. Am Nollendorfplatz endet die Bahn, ich gehe ein Stück zu Fuß und kaufe Zigaretten an einem Kiosk. Ich fühle mich vom Schicksal betäubt und ausgelächelt.
Das Wetter ist immer noch herrlich. So eine Schwarzfahrt ist nur lustig, wenn man nicht erwischt wird, denke ich. Aber Resignation ist nicht. Die Beschwerdestelle wird mich noch kennen lernen. RENÉ HAMANN