: ABB steht für ABBau
■ Der neue Multi aus ASEA und BBC will 4.000 Beschäftigte feuern / Mannheim drohen Ruhrpott–Verhältnisse / Protestaktionen in mehreren BBC–Werken
Mannheim (taz) - Der Konzern– und Gesamtbetriebsrat der BBC (Brown Boveri AG) hat alle regionalen Betriebsrats–Gremien aufgefordert, ihre rechtlichen Möglichkeiten gegen die „angeblich notwendigen Massenentlassungen“ und angekündigten Strukturveränderungen bei BBC „voll auszuschöpfen“. Die lang erwartete Zeitbombe von rund 4.000 Entlassungen bei dem jüngst geschaffenen Unternehmen Asea Brown Boveri (ABB) ging jetzt doch noch vor den baden–württembergischen Landtagswahlen am 20.3. los. Der neue Vorstandsvorsitzende Eberhard von Koerber verkündete nun die Devise: „Erst schlanker werden und dann wieder wachsen.“ Am stärksten betroffen von der radikalen Rasur im Personalbereich ist der Rhein–Neckar–Raum. Das BBC–Werk Lampertheim wird möglicherweise ganz geschlossen. In der dort angesiedelten Halbleiterfertigung arbeiten derzeit noch rund 600 Menschen. Angekündigt ist dort der Abbau von mindestens 150 Stellen. BBC– Chef Koerber hat aber schon erklärt, daß dort bei anhaltenden Verlusten „weitere Maßnahmen erfolgen“ werden. In Mannheim sollen im Kraftwerksbereich sofort 700 von 4.000 Arbeitsplätzen eingespart werden. Dem Mannheimer Transformatorenbau von BBC mit seinen rund 500 droht ebenfalls das Aus. Transformatoren werden von ABB auch in Berlin, Bad Honnef und Brilon gefertigt. Mannheim sei dabei der teuerste Standort. Der 1.Bevollmächtigte der IG Metall in Mannheim, Peter Toussaint, war über das bislang bekanntgegebene Ausmaß der „Sanierungsmaßnahmen“ „entsetzt“. Er befürchtet jedoch, daß dies noch nicht die ganze Wahrheit sei. Wenn er sich das Unternehmensverständnis des neuen schwedischen Partners ASEA genau betrachte, so Peter Toussaint gegenüber der taz, dann seien „wohl noch mehr Entlassungen von Seiten der Konzernleitung geplant“. Doch er und die Betriebsräte würden meist erst dann informiert, wenn die „Umstrukturierungen“ schon beschlossene Sache seien. Für die Stadt Mannheim bahnen sich bei diesen Größenordnungen bei den Arbeitsplatzverlusten Ruhrpott–Verhältnisse an. Den sogenannten Süd–Bonus in der Arbeitslosenstatistik kann die Quadratestadt nicht vorweisen. Rund 10 Prozent sind in Mannheim schon jetzt arbeitslos. Am kommenden Wochenende hat der DGB zu einer regionalen Arbeitsmarktkonferenz nach Mannheim eingeladen und Oberbürgermeister Gerhard Widder will mit Späth die ersten Ergebnisse einer Krisen–Kommission erörtern. Felix Kurz
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