piwik no script img

70 Jahre Wannsee-KonferenzTagesordnung Massenmord

Am 20. Januar 1942 setzten sich 15 Bürokraten in Berlin zusammen und planten in bedrückender Sachlichkeit die "Endlösung der europäischen Judenfrage". Ein Essay.

In netter, ruhiger und offener Stimmung wurde hier die "Endlösung der Judenfrage" besprochen: Das Haus der Wannsee-Konferenz. Bild: dpa

An menschenverachtenden Konferenzen ist die deutsche Geschichte in den Jahren von 1933 bis 1945 nicht arm. So rief der Berliner Gauleiter Joseph Goebbels am 10. Juni 1938 sämtliche Vorsteher der Berliner Polizeireviere zusammen und ermunterte sie zum "schärfsten Vorgehen" gegen Juden. "Die Maßnahmen", so der Propagandaminister, "könnten ruhig zur Schikane ausarten".

Nach dem Novemberpogrom diskutierten ein halbes Dutzend Minister über drei Stunden im Luftfahrtministerium, wie man die deutsche Wirtschaft effektiv "arisieren", wie man die Juden noch schneller ins Exil vertreiben könnte. Der Schaden wurde den Betroffenen auferlegt, die Versicherungsbranche profitierte. Hermann Göring meinte: "Mir wäre lieber gewesen, ihr hättet 200 Juden erschlagen und nicht solche Werte vernichtet." Und Goebbels Staatssekretär Leopold Gutterer präsentierte am 15. August 1941 als absurde Begründung für den kommenden gelben Stern, die "hamsternden Juden" hätten den Erdbeermangel des Sommers verursacht.

Diese drei Sitzungen über Alltagsschikane, Beraubung und Stigmatisierung fanden im großen Kreis, in aufgeheizter Atmosphäre und in den Amtsräumen der Einladenden statt. Ganz anders hingegen die Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942. Ihr einziger Tagesordnungspunkt war von historisch einmaliger Ungeheuerlichkeit: der Massenmord an Millionen Menschen - mit Frühstück und Cognac.

Ihren heutigen Namen trägt die damals als "Staatssekretärsbesprechung" titulierte Sitzung wegen des Versammlungsortes. Im Gästehaus des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) Am Großen Wannsee 56-58 im Südwesten Berlins konferierten 15 Vertreter aus Ministerialbürokratie, Parteiführung sowie SS und Polizei über die "Endlösung der Judenfrage" in Europa. Eingeladen hatte Reinhard Heydrich, der Chef der Sicherheitspolizei (Gestapo, Kripo) und des SD (NSDAP-Nachrichtendienst). Schon die Wahl des Ortes war Inszenierung: In Ruhe und Abgeschiedenheit, mit Blick auf den winterlichen Wannsee, enthüllte Heydrich die strategische Reichweite von Deportation und Massenmord.

Elf Millionen – grob ausgezählt

Wannsee-Konferenz

Heute vor 70 Jahren trafen sich 15 Männer in einer Villa am Großen Wannsee Nr. 56-58 in Berlin zu einer Besprechung. Ihr einziges Thema: die Organisation von Deportation und Ermordung der europäischen Juden. Doch die Monstrosität dieses verbrecherischen Vorhabens kleideten sie in bürokratische Formulierungen: aus Deportation wurde "Evakuierung", aus der Vernichtung "Endlösung". Keiner der beteiligten Herren hatte etwas gegen den geplanten Massenmord einzuwenden - genauso wenig wie die Millionen Deutschen in Ämtern und Behörden, an der Front und im Hinterland, in Vorstandsetagen und an der Werkbank, die durch ihre aktive Unterstützung oder durch Wegsehen den Holocaust erst möglich machten.

Die taz hat sich dazu entschlossen, zum 70. Jahrestag der sogenannten Wannsee-Konferenz das Protokoll dieser mörderischen Veranstaltung in voller Länge zu publizieren; die Freitagsausgabe der taz am e-kiosk und am Kiosk. . Ergänzt wird der faksimilierte Text durch einordnende Anmerkungen und ein Essay. Das Protokoll ist seit Jahrzehnten bekannt. Die Veröffentlichung hat keinen Neuigkeitswert. Es geht uns nicht um vermeintliche Sensationen. Aber: Wer von Ihnen hat dieses Protokoll eigentlich jemals gelesen? Wer kennt die genauen Formulierungen in diesem Dokument? Wer weiß, was aus den Männern wurde, die sich vor 70 Jahren trafen?

Die Wannsee-Konferenz markiert den Übergang vom Entschluss der NS-Spitze zur Judenvernichtung hin zu einem bürokratischen Prozess. Es ist dieses Protokoll, das mit seinen Verabredungen zur Aufgabenverteilung deutlich macht, dass nicht allein Adolf Hitler und "die Nazis" die Verantwortung für den Völkermord tragen. Es waren, beginnend mit den 15 Männern in der Villa am Wannsee, ganz normale, spezialisierte Technokraten. Sie stellten die Fahrpläne für die Todeszüge in den Osten auf. Sie erfanden Giftgaswagen. Sie entdeckten Zyklon B als effektives Mittel zum Massenmord.

Wir sollten uns davor hüten, leichtfertige Analogien zwischen den Machern des Holocaust und heutigen Menschenrechtsverletzungen zu ziehen. Die Vernichtung der europäischen Juden entzieht sich der Vergleichbarkeit. Aber das Protokoll der Wannsee-Konferenz macht deutlich, wie Schreibtischtäter, an deren Händen kein Blut klebt, mit ihren Plänen - und ihrer bewusst euphemistischen Sprache - schreckliche Prozesse in Gang setzen können, an deren Ende niemand verantwortlich gewesen sein will. Klaus Hillenbrand

Elf Millionen Juden, so hatte Adolf Eichmann grob auszählen lassen, sollten langfristig "nach dem Osten" verschleppt und dort ermordet werden. Und glaubt man Eichmanns Einlassungen während seiner Haft in Israel knapp 20 Jahre später, so hatte die Atmosphäre auch nichts Aufgeheiztes, nichts Mörderisches. In netter, ruhiger und offener Stimmung hätten die Staatssekretäre unverblümt über die Tagesordnung geredet. Selbst der als penibel geltende "Gesetzesonkel" aus dem Reichsinnenministerium, Wilhelm Stuckart, gab sich gelöster als erwartet.

Mit Bedacht ausgewählt waren auch die Teilnehmer. Alle Versammelten waren informiert über die seit August 1941 begangenen Massenerschießungen im besetzten sowjetischen Gebiet oder waren dienstlich mit der laufenden Deportation der Juden aus dem Großdeutschen Reich in Berührung gekommen. Und gerade hier hatten sich Probleme angekündigt, wenn etwa seitens des Ostministeriums und des Innenministeriums die Richtlinienkompetenz Heydrichs angezweifelt worden war. Oder wenn Deportierte aus der Zwangsarbeit herausgerissen worden waren, ohne auf deren Fachausbildung und Ersatz zu achten.

An den Zielen der Transporte waren ebenfalls Proteste laut geworden, weil die Ankunft zehntausender Juden aus deutschen und besetzten Städten zu unvermittelt und ohne Reaktionsmöglichkeiten geschah. Im litauischen Kaunas und im lettischen Riga hatte man daraufhin über deutsche 6.000 Juden erschossen - ohne dass ein Befehl hierfür vorlag. Heydrichs Besprechungsrunde war daher ganz auf die aufgetauchten Probleme zugeschnitten und nicht auf eine Beschlussfassung zum Holocaust. Sie hatte jedoch Kompetenzen zu klären und den Ausblick auf die langfristige europäische Dimension zu bieten.

Zwei Überlieferungsstränge sind es, die bis heute das Treffen als harmonisch verlaufende Sitzung bezeichnen: die dokumentarische und die zeugenschaftliche. Folgt man der zusammenfassenden Niederschrift der Sitzung, die im Frühjahr 1947 in den Akten des Auswärtigen Amts aufgefunden wurde, so erhob sich kein Widerspruch mehr bei der Feststellung Heydrichs, die "Federführung bei der Bearbeitung der Endlösung der Judenfrage liege ohne Rücksicht auf geographische Grenzen zentral" bei Himmler und ihm.

Und auch die bisher umstrittene Frage, ob die sogenannten Mischlinge 1. Grades - also Menschen mit zwei jüdischen Großelternteilen - den Juden (mit drei und vier jüdischen Großeltern) gleichgestellt werden sollten, erscheint im Text nur als einvernehmlicher Kompromiss: ihre Zwangssterilisation. Aus dem die Niederschrift begleitenden Schreiben vom 26. Februar 1942 erfährt man, die "Grundlinie" der Massenmordstrategie sei jetzt "erfreulicherweise" in allgemeiner Übereinstimmung festgelegt, so dass man in die Detailbesprechungen gehen könne. Diese sollten dann aber zeigen, dass man sich hinsichtlich des Schicksals von zehntausenden Menschen eben nicht einig war.

Hilfskraft Eichmann

Die zeugenschaftlichen Quellen zum Verlauf der Konferenz sind ebenfalls nicht einfach zu bewerten. Eichmanns Interesse bei seinem Prozess in Jerusalem war es gewesen, sich als untergeordneten Befehlsempfänger zu präsentieren. Das war schwierig, weil sein Name unter den Anwesenden vermerkt war und Heydrich auf ihn als zuständigen Referenten verwiesen hatte. Mit der Beschreibung kooperierender Entscheidungsträger konnte er seine Rolle als "Hilfskraft für Ziffern und Statistiken" verkleinern. Von ihm stammte auch die Angabe, das Ganze hätte nur etwa 90 Minuten gedauert. Die Nachkriegsaussagen von Leibbrandt, Stuckart, Neumann, Bühler, Klopfer und Kritzinger sind aus unterschiedlichen Gründen problematisch.

So nannte Josef Bühler 1946 die Zusammenkunft ganz taktisch eine Sitzung über Aussiedlungen nach Polen, bevor das Protokoll überhaupt gefunden worden war. Die anderen mochten sich später nicht an den Verlauf erinnern und stritten das Thema ab. Eine Konferenz über die Ansiedlung und den Arbeitseinsatz von Juden im Osten sei das Treffen gewesen - keine Rede von Massenmord; das Protokoll, das sie nicht kennen wollten, bezeichneten alle als sachlich unzutreffend. Der letzte, der so argumentierte, war der Ulmer Rechtsanwalt Gerhard Klopfer vor der Staatsanwaltschaft seiner Heimatstadt. Ende Januar 1962 wurde das Ermittlungsverfahren gegen ihn eingestellt.

So bleiben die Historiker zurückgeworfen auf die Quelle und die Notwendigkeit, das gesamte Umfeld der Staatssekretärsbesprechung zu durchleuchten. Seit Jahrzehnten findet dies statt, und die Kontextualisierung des Treffens ermuntert zu fast diametralen Interpretationen. Es lassen sich gute Gründe finden für den Befund, Hitler habe am Tag nach seiner Kriegserklärung an die USA während einer geheimen Reichs- und Gauleitersitzung am 12. Dezember 1941 seinen Entschluss zum aktiven Mord an den europäischen Juden als angeblichen Partisanen des "Weltjudentums" verkündet.

Hitlers Siegesgewissheit

Damit hätte er seine Drohung vom Januar 1939 umgesetzt: Ein neuer Weltkrieg werde "die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa" bedeuten. Andere Interpretationen betonen Hitlers Siegesgewissheit im Oktober 1941, die ihn zu folgenschweren Entschlüssen getrieben hätte. Will man hingegen die deutsche Besatzungspolitik in Polen seit 1939 als Start einer judenfeindlichen Politik der Vernichtung sehen, so lassen sich radikalisierende Etappen hin zum aktiven Massenmord auch über den Konferenztermin hinaus finden, ohne ein Entscheidungsdatum festlegen zu müssen.

Ob Hitler nun in Siegeseuphorie oder angesichts des Weltkrieges entschied oder den Massenmord gar noch später absegnete, das gerät in anderer Perspektive zur zweitrangigen Frage. Die Teilnehmer der Wannsee-Konferenz entstammten der jüngeren Generation, fast alle hatten akademische Bildung. Für diese junge NS-Elite gerannen selbst die blutigsten Neuordnungsvisionen zu reinen Machbarkeitsfragen. Das Protokoll in seiner Verwaltungssprache ist auch ein Beleg für die Gefahren, die unter solchen Voraussetzungen in modernen Industriegesellschaften lauern. Deren funktionale Ausdifferenzierung ermöglicht es, kleine entmoralisierte Beihilfehandlungen in nüchterne Formulierungen zu kleiden. Beamte, Angestellte, Funktionsträger tun, was sie immer tun, und ihre hoch arbeitsteilige, bürokratische Routine verdeckt den Anteil an Verbrechen umso stärker, je entfernter sie vom Tatort agieren. Diese Tarnsprache enttarnt sich, wenn man das Protokoll heute liest.

Peter Klein, promovierte Historiker (geb. 1962), arbeitet bei der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. 2003/04 zuständig für die Betreuung der zweiten "Wehrmachtsausstellung". Historischer Gutachter und Mitherausgeber von Quelleneditionen. Wissenschaftlicher Berater der neuen Dauerausstellung im Berliner Haus der Wannsee-Konferenz.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

20 Kommentare

 / 
  • RT
    Reinhard Treudler

    Meine Leserbrief vom 20.01.12 ist wohl irgendwie verloren gegangen. Deshalb ein kleiner Nachtrag.

     

    Nach meiner Meinung ist die Wannseekonferenz nur ein kleiner Teilaspekt. Hauptgrund sind die von den NS-Juristen geschaffenen Gesetze. Ich habe einmal acht Tage in der Deutschen Justiz nach NS-Juristen Hefermehl recherchiert. Ständig wurden neue NS-Gesetze geschaffen, die jedem normalen Bürger praktisch unmöglich machten, zu irgend etwas den Mund aufzumachen.

     

    Die Juristen sind die Verbrecher und heute ehrt eine Juristen-Clique, die in dem juristischen GRUR-Verein hockt, bis zum heutigen Tag den NS-Juristen Hefermehl (Reichjustizministerium) ungestraft.

     

    Den GRUR-Verein gab es bereits 1933.

     

    von Reinhard Treudler:

    Neben Freisler war 1938 Wolfgang Hefermehl für die Umsetzung der Gesetze zur Entjudung der deutschen Wirtschaft zuständig. Hefermehl war Ehrenmitglied im GRUR-Verein. 1996 wurde von dem GRUR-Verein eine Hefermehl-Festschrift veröffentlich, an dem zahlreiche deutsche Richter mitgewirkt haben (z.B. BGH-Richter Erdmann). Der bekannte Fachbuchautor Fezer (Konstanz) war Hefermehl-Schüler (siehe erste Ausgabe Markenrecht 1996). Der GRUR-Verein und die Bundesjustizministerin Frau LS halten die Namen aller Richter aus Datenschutzgründen geheim, die GRUR-Mitglieder sind. Im Jahr 1996 war die Bundesjustziministerin LS selbst GRUR-Mitglied. Interessant ist auch, welche Medien GRUR-Mitglieder sind.

  • J
    julius

    @ Daniel Preissler

     

    Hier

     

    http://tilmantarach.blogspot.com/2011/03/mitschnitt.html

     

    kann man einen ausgezeichneten Vortrag von Tilman Tarach anhören. In seinem Vortrag Feindbild Israel-Der ewige Sündenbock- spricht Tilman Tarach zum Anfang seines Vortrages an, was für Konferenzen in Deutschland heute so abgehalten werden.

  • J
    julius

    Tatsache ist leider, dass die Deutschen nach der Wannsee-Konferenz und nach Auschwitz nichts dazu gelernt haben.

    Zum Ausdruck bringt das auch die Heinrich Böll Stiftung in dem Traktat: „Schriften zur Demokratei, Band 25 Palästina und die Palästinenser: 60 Jahre nach der Nakba“

     

    hier:http://www.boell.de/publikationen/publikationen-palaestina-und-die-palaestinenser-13372.html

     

    Was ich aber der Heinrich Böll Stiftung und Herrn Sterzing zum 70. Jahrestag der Wannsee - Konferenzs niemals zugetraut hätte ist, dass sie auf Seite 25 der Schrift, den offenen Antisemitismus des Bremer Friedensforum (Arbeitsgruppe Nahost), dem Arbeitskreis Süd-Nord Bremen und der Initiative Nordbremer rechtfertigen. Wie man sich vielleicht erinnert, gab es in Deutschland in 2011 Aufrufe keine Produkte aus Israel zu kaufen.

     

    Siehe Bericht hier

    http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/debatte/kommentare/bremer-linke-wollen-israel-durch-boykott-reinigen7654/

     

    Diese an die deutsche nationalsozialistische Vergangenheit erinnernde SA-Kampagne „Kauft nicht bei Juden“ wird von der Heinrich Böll Stiftung durch Herrn Christian Sterzing auf Seite 25 der o.g. Schrift gerechtfertigt.

    Eine weitere Ungeheuerlichkeit: Auf Seite 30 letzter Absatz wird noch brav auf die historische Unvergleichbarkeit der Nakba mit dem Holocaust hingewiesen. Es wird aber gesagt, dass im palästinensischen Bewusstsein die Nakba das darstelle, was für die Israelis der Holocaus bedeutet. Ich erinnere mich, wie alte Nazis den Holocaust relativieren wollten. Wenn man auf Auschwitz zu sprechen kam verwiesen die alten Nazis auf Stalin, der habe auch Verbrechen begangen. Wofür früher Stalin benutzt wurde werden heute die Palästinenser und die Nakba instrumentalisiert. So etwas habe ich noch nicht einmal von Arafat selbst gelesen. Auf so etwas können nur die Deutschen kommen. Dazu dieser Link:

    http://www.haaretz.com/print-edition/news/yad-vashem-fires-employee-who-compared-holocaust-to-nakba-1.274624

     

    Zvi Rex sagte: Die deutschen werden den Juden Auschwitz niemals verzeihen.

     

    Ohne jedes Hintergrundwissen über die tatsächlichen Zusammenhänge des Nahostkonfliktes konstruieren die Heinrich Böll Stiftung und die Deutschen auch 70 Jahre nach der Wannsee - Konferenz sich ihre eigene Welt. Wenn die Juden nunmehr aus ihrer eigenen Community heraus, noch dazu in ihrem eigenen Land, in der Lage sind sich erfolgreich gegen den Vernichtungswillen seines Umfeldes zur Wehr zu setzen, kommt ausgerechnet aus Deutschland der Bekehrungsversuch zur deutschen Sicht der Verhältnisse im Nahen Osten, der den Untergang des jüdischen Staates bedeuten würde. Obwohl sich die Juden nur gegen den blinden Vernichtungswillen seines Umfeldes zur Wehr setzen, wird alles Übel und alle Schuld wie eh und je auf die Juden abgeladen. Mit dem kleinen Unterschied, dass aus dem intriganten Juden der intrigante Zionist geworden ist. Die Heinrich Böll Stiftung sollte wissen, dass in Deutschland auch nach der „Wannsee Konferenz“ und nach Auschwitz ein enormer antisemitischer Bodensatz vorhanden ist, mit dem die Schrift „Palästina und die Palästinenser: 60 Jahre nach der Nakba“ mit ihren bestenfalls Halbwahrheiten auf fruchtbaren Boden stößt. Sachkundige und aufklärerische Werke wie die von Klaus Gensicke, Klaus-Michael Mallmann, Martin Cüppers, Matthias Küntzel, Tilman Tarach etc. werden von den Deutschen weitgehend übersehen.

     

    Hier http://vimeo.com/16779150

     

    kann man bei c.a.5,46 Min sehen, wie der Judenhass den Kindern im Nahen Osten eingebimst wird.

     

    Auch hier http://www.youtube.com/watch?v=njhEEpxx7hE ist der Einfluss der Naziideologie im Nahen Osten unverkennbar.

     

    Hier ein kurzer Auszug aus http://www.klick-nach-rechts.de/gegen-rechts/2001/04/islamisten.htm :

     

    Auszug:

     

    In der jordanischen Zeitung ‚Al-Sabil’ war beispielsweise 1999 zu lesen: „Wir müssen von unseren Vorbildern lernen und übernehmen, was für unser arabisches Anliegen wichtig ist. Hitler erreichte, was den Arabern bisher nicht gelang: Er reinigte sein Land von den Juden. Betrachtet Hitler und gebt deshalb die Hoffnung auf ein befreites Jerusalem nicht auf.“ Beispiele solcher Art könnte man noch viele aufführen. Hier soll nur noch kurz auf das Freitagsgebet vom 13. Oktober 2000 in der Sultan Aal Nahayan-Moschee in Gaza verwiesen werden. Der Prediger Dr. Ahmet Abu Halabiya, Mitglied von Arafats Autonomiebehörde rief dort zum Judenmord auf: „Habt kein Mitleid mit den Juden, egal wo ihr seid, in welchem Land auch immer. Bekämpft sie, wo immer ihr seid. Wo immer ihr sie trefft, tötet sie. Wo immer ihr seid, tötet jene Juden und Amerikaner, die wie sie sind – und jene, die sie unterstützen....“

     

    Auszug Ende

     

    Judenhass in Deutschland wird heute von den meisten deutschen Antisemiten nicht mehr offen zu Schau getragen, weil man sich ja damit die gesellschaftliche Reputation verderben würde. Heute instrumentalisieren die Deutschen die Palästinenser um ihren eigenen Judenhass hinter dem Nahostkonflikt zu verbergen und gleichzeitig auszutoben.

     

    Die Deutschen weisen immer wieder und sehr gerne auf durch israelisches Militär getöteten Palästinenser hin. Dass während der sog. Intifada mehr Palästinenser durch Arafats Schergen ermordet wurden (sog Kollaborateure etc.) als durch israelisches Militär getötet wurde, ist den Deutschen egal. Die Deutschen interessieren sich nur für Palästinenser die durch Juden getötet wurden. Z.B. ist die Heinrich Böll Stiftung sich nicht zu schade, die über viele Jahrhunderte währende Erfahrungen der Juden von Verfolgung und Massenmord in Europa, die in Auschwitz mündete als „kollektive Narrative“ zu relativieren. Die Heinrich Böll Stiftung lässt vorrechnen, dass die Zahl der palästinensischen Flüchtlinge auf über 7 Mio angewachsen sei. In Kapitel VII auf Seite 33 ergeht die Einlassung, dass eine deutsch-europäisch-amerikanische Fixierung auf das „jüdisch - zionistische Narrativ“ die Sicht der Lebenswirklichkeit der Palästinenser in den besetzten Gebieten erschwere. Es wird nicht unerwähnt gelassen, dass über die Hälfte dieser 7 Mio außerhalb Palästinas leben.

     

    In Deutschland haben wir gelernt, dass man Flüchtlinge und Einwanderer in unserem Land integrieren muss. Dass z.B. Menschen, die von arabischen Eltern in Deutschland geboren sind, Deutsche mit allen bürgerlichen Rechten und keine Flüchtlinge oder irgendetwas anderes sind.

     

    Für Palästinenser gilt dies nach Lesart der Deutschen freilich nicht. Bei den Palästinensern ist der Flüchtlingsstatus auf alle Generationen vererbbar. Warum kommt die Heinrich Böll Stiftung, warum kommen die Deutschen nicht auf die Idee, Palästinenser in den jeweiligen Heimatländern zu integrieren? Weil viele Deutsche nicht nur Antisemiten sind, sondern in Wahrheit auch die Palästinenser verachten, da die Deutschen nicht davor zurückschrecken die Palästinenser für ihren Antisemitismus zu instrumentalisieren. Die Palästinenser dürfen nicht im Libanon, in Syrien, in Saudi Arabien in den Ländern in denen sie leben in deren Gesellschaften integriert werden, weil diese Menschen von den deutschen Antisemiten als Mittel zum Zweck gegen den jüdischen Staat vorgehalten werden. Ginge es den Deutschen wirklich um das Wohlergehen der in der Tat geschundenen Palästinenser (im Libanon in Syrien etc.), so würden sich die Deutschen für die Integration dieser Menschen in den dortigen Gesellschaften engagieren.

     

    70 Jahre nach der Wannsee – Konferenz sind die Deutschen um nichts klüger geworden. Von den Pogromen in Worms 1096 über die antisemitischen Hassschriften Martin Luthers bis zu dem Traktat -„Schriften zur Demokratei, Band 25 Palästina und die Palästinenser: 60 Jahre nach der Nakba“- der Heinrich Böll Stiftung hat sich da nichts geändert.

  • SA
    Schüler aus Dresden

    Ich würde die Effektivität und Skrupellosigkeit der NS-Bürokratie nicht mit der "funktionalen Ausdifferenzierung moderner Industriegesellschaften" begründen. Meiner Auffassung nach gibt es plausiblere Gründe:

    1. In Deutschland haben Obrigkeitsdenken und die Ausschaltung der Vernunft und des Gewissens zu Gunsten einer pedantischen Amtsausübung eine uralte Tradition: Disziplin, Fügsamkeit, Genauigkeit, Ordnungsliebe, (unreflektiertes) Pflichtbewusstsein u.s.w. sind alte preußische Tugenden, die mit der Reichseinigung im preußisch dominierten Kaiserreich zu deutschen Tugenden wurden. Das besondere und spezifisch-deutsche an ihnen ist, dass sie nicht mit einem höheren Wert verbunden waren, sondern für sich selbst standen und als Grundlage für das makellose Funktionieren eines vernunftregierten, aufgeklärt-absolutistischen Staatswesens verstanden wurden (nach dem Vorbild Preußens unter Friedrich dem Großen). Ihnen wurde universelle Bedeutung beigemessen und sie fanden unreflektiert, allein um ihrer selbst willen Anwendung.

    2. Das Luthertum: Luther predigte Gehorsam als oberste Bürgerpflicht und die protestantische Kirche wies (und weist) eine Enge Bindung zum Staat auf.

    3. Selbst die deutschen Aufklärer waren Obrigkeitstreu (insbesondere Hegel).

    4. Die deutschen definierten sich als „Kulturnation“ und schrieben sich selbst mit Verweis auf Goethe und Kant eine kulturelle Überlegenheit zu. Im Gegensatz zur Staatsnation Frankreich fehlte die Identifikation mit einer konstitutionellen Idee, wie z.B. Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Das Bedürfnis, als Nation eine selbstbestimmte Existenz in einem demokratischen Nationalstaat zu führen, fehlte.

     

    Somit Bestand seit langem eine Distanz zur Politik und eine Haltung des Politiker-Gewähren-lassens, die in einer allgemeinen Autoritätsgläubigkeit mündete. Menschliche Vernunft und Menschlichkeit wurden als vom politischen und öffentlichen Geschehen unabhängige Werte betrachtet. Dadurch war die kalte, zynische Rationalität in der Amtsausübung meist auf die Zwecke, die von oben bestimmt wurden, ausgerichtet. Hierauf konnte Hitler aufbauen.

  • W
    Webmarxist

    In der Wannsee- Konferenz wurde der größte Völkermord der Weltgeschichte, der Holocaust geplant. Die einzelnen Punkte waren: wieviel Juden gibt es in Europa, mit welchen Mitteln kann man sie am besten und schnellsten töten und welcher Zeitraum wurde dafür eingeplant ? Danach lief die Vernichtungsmaschinerie der Nazis an.

     

    Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.

  • C
    Conrad

    Die Juden waren die größte Opfergruppe des Holocaust und haben dafür auf dem britischen Kolonialgebiet (Besatzungsgebiet) Palästina einen eigenen Staat erhalten. Bis jeute wird regelmäßig an die Judenverfolgung erinnert.

     

    Die anderen Opfergruppen Sinti & Roma, Zeugen Jehovas, Behinderte, Homosexuelle, Kommunisten, Sozialdemokraten werden völlig vergessen.

     

    Bis heute leben die Sinti & Roma in schlimmsten Verhältnissen und wurden zuletzt rechtswidrig von Nicolas Sarkozy, Sohn einer jüdischen Mutter, aus Frankreich ausgewiesen. Bis heute werden die Kinder der Sinti & Roma auf Sonderschulen geschickt und ausgegrenzt.

     

    Darüber sollte die moralische taz berichten.

  • O
    olaf

    @Harald Heimer:

     

    Niemand zwingt dich, diesen oder andere Artikel zu lesen!

     

    . . . . und deinen heutigen Nazi hast du weiter unten - der heißt heute und hier "Wahrheit"!

     

     

    Faschismus jeglicher Art ist ein Verbrechen - und es kann nie genug daran erinnert werden. Es gibt (schon wieder) viel zu viele Menschen, die den Zusammenhang zwischen Faschismus und grausamer Menschenverachtung nicht kennen (wollen) - hier und anderswo!

  • F
    Franzi

    Der Holocaust war eben nicht nur gegen Juden sondern auch gegen andere Gruppen gerichtet. Das 1/2 Million Roma ermordet wurden wird dabei kaum erwähnt. Das die Palästinenser bis heute zu den Leidtragenden zählen, interessiert scheinbar auch nicht. Es wäre gerechter gewesen, man hätte den überlebenden Juden einen Teil Deutschlands als Ausgleich überlassen. Doch so weit reichte das Mitgefühl dann doch nicht. Es ist ja auch viel leichter, heute die Palästinenser zu ermahnen, als die eigenen Landsleute.

  • B
    Bolz

    Immer wieder schleierhaft, was derart "klägliche und korrupte Existenzen" wie Heimer, mitam und Wahrheit an der taz so interessant finden, dass sie sich die Mühe machen, deren Artikel zu lesen.

  • KK
    Karl K

    @ Heimer von Wahrheit

     

    Wo lassen Sie denken?

     

    Beispiel:" Mein Bericht" über die " Gaswagen"

    kam von einem meiner Lehrer in den 50/60gern,

    der Ei lupenreiner, nix dazugelernter Nazi war und

    diese Mordmaschinen mit eigenen Augen gesehe hatte

    und mit Bedauern von Abdichtungsproblemen und begrenzter

    Effizienz erzählte.

    Als mir seine Erzählungen - statt Unterricht-- ûber " Strickstube", " Wasser" aus

    Wand" usw ûber die Hutschnur gingen - ich hatte zwischenzeitlich den russischen

    Film ûber die" Einnahme" von Ausschwitz gesehen und die Knochenberge ließen

    mich nicht schlafen. Ja, da hab ich ihn gefragt, wieso denn die glorreiche deutsche

    Panzerwaffe gegen sin billigen rückständigen

    T 34 abgekackt sei. Na ja, da führte er die Militärhilfe der USA an.

    Was ja richtig ist. Aber 20 Millionen Tote allein auf sowjetischer

    Seite sind ja n Wort.

     

    Die Shoa leugnen? Warum haben denn die bei der Herstellung der

    Verbrennungsöfen der Firma Pott - in Ost und Westdeutschland-

    sich gegenseitig " Persilscheine" ausgestellt,

    wenn sie nicht gewußt hätten, wozu diese, von ihnen

    In ihrer Verbrennungsleistung ständig gesteigerten

    Öfen dienten? Deutsche Ingenieurkunst!

     

    Einfach mal vorm Denken Strom einschalten!

  • DP
    Daniel Preissler

    @Stefan

    Das ist doch hoffentlich ein Fake, oder?

  • HH
    Harald Heimer

    Schon wieder ein Artikel über die Nazizeit!

     

    Gebet der Deutschen:

     

    --- Und unser täglich Nazi gib uns heute...

     

    Kann es nicht mehr hören, es hängt mir zum Hals raus!!!

  • AB
    alex B:

    danke taz für diesen artikel und die (wiederholte) veröffentlichung dieses protokolls.

     

    Es gilt für immer:

     

    Kein Vergeben und kein Vergessen!!!

     

    Destroy fascim hier und überall!!!

     

    Gerade in zeiten wie jetzt

     

    gruss an alle A.B.

  • V
    viccy

    War alles schlimm damals. Wird auch Herr Wulff demnächst betonen und dabei sehr staatsmännisch tun.

  • S
    Stefan

    Die heutigen Nachfolgekonferenzen nennen sich "Palästina-Konferenz". Dort wird geplant, wie Palästina vom Staat Israel befreit wird. Hört sich etwas blumiger und netter an als "Endlösung"... und nicht so bürokratisch-deutsch.

  • F
    friedrich

    Das Grundproblem wurde nicht eindeutig

    genug getroffen.

    Wie führe ich demokratische Prinzipien und

    Menschenwürde in technokratischen

    Demokratien/Diktaturen ein, wenn auf den Karriereleitern

    nur die willfährigsten Emporkömmlinge

    und das zur Zeit angesagte Establishment

    in ihrer Personalzusammensetzung, in ihrer

    Entscheidungskompetenz und mit der ständigen

    Gefahr des Machtverlusts, subjektiv zur

    unbedingten Obrigkeitstreue veranlaßt werden?

    Wie führe ich Funktionstüchtigkeit und Qualität

    und ethische Moral und

    die Pflicht zur Arbeitsverweigerung

    verbrecherischer Aufträge in solchen Organisationen

    ein(,wenn alle anderen Staatsgewalten schon

    gleichgeschaltet oder entmachtet sind)?

    Soziologisch war die deutsche Gesellschaft sehr primitiv hierarchisch reorganisiert. Durch die Unterwanderung

    von Verfassungsrichtern durch Politiker, ist

    auch heute eine Gefahr der Gleichschaltung

    von Judikative und Legislative NICHT gebannt.

    Traut Euren Noten nicht! Lernt denken und engagiert

    Euch, gestaltet die Politik mit, kämpft für Eure

    Rechte!

  • S
    Sebastian

    bis auf die Jüdische Allgemeine und die taz habe ich keinen anderen Internetauftritt eines maßgeblichen deutschen Blattes gefunden, der heute an diesen Abgrund erinnert.

  • D
    DJM

    Technische Unterstützung wurde bei dem ganzen nicht nur von deutscher Seite, sondern auch von amerikanischer Seite gegeben. Dazu gibt es ein recht gutes Buch von Edwin Black: IBM und der Holocaust.

  • M
    Mitam

    Zu diesem Thema der Imagination ist nichts zu sagen!

  • WR
    Weiße Rose

    Wir brauchen uns da gar keinen Illusionen hingeben! Schon bei der nächsten handfesten Krise (z.B. Hyperinflation des Euros o.Ä.) wird sich der Faschismus wieder ausbreiten. Sündenböcke sind ganz schnell gefunden, deutsche Amtsstuben fix wieder hergerichtet und die Gewaltenteilung ausgehebelt.

    Die Wirtschaft macht grundsätzlich alles mit, was die Gewinne weiterhin üppig sprudeln lässt - wie immer schon.

    Der allgegenwärtige deutsche Untertanengeist wurde nie überwunden. Ist ja auch nicht so ohne weiteres, nach Jahrhunderten Knechtschaft durch die Kirche, Adel, Kaiser, Hitler...

    In einer Krise wird dieses Volk wieder dem nächstbesten Demagogen folgen - Da bin ich mir völlig sicher.