piwik no script img

7. Spieltag Fußball-BundesligaSchach Matt für die Bayern

Nach dem 1:0 des Hamburger SV gegen den FCB sind alle zufrieden - das Publikum, die Verlierer irgendwie auch, und der Sieger, der sich Chancen auf die Meisterschaft ausrechnet.

Mladen Petric und Schweinsteiger im Duell um den Ball. Bild: ap

Wenn das Flutlicht erstrahlt

AUS HAMBURG ROGER REPPLINGER

Wenn man am Samstag um halb sieben ins Stadion kommt, dann ist das anders. Eher wie ins Kino gehen: Während des Spiels wird es dunkel, das Flutlicht geht an. Am Ende ist es Nacht.

Als Schiedsrichter Michael Weiner nach 93 Minuten das Spiel Hamburger SV gegen Bayern München, das hielt, was es versprach, abpfiff, stand Uli Hoeneß auf und nickte. Der HSV war besser, nicht viel, aber genau so viel, wie sich in diesem einen Tor ausdrückte. Nicht viel besser ist doch viel, denn das sind nicht mehr die Bayern zu Saisonbeginn, "mit guten Einzelspielern, sie sind jetzt auch hervorragend organisiert", sagte HSV-Trainer Bruno Labbadia. Bayern-Trainer Louis van Gaal begann zum ersten Mal mit Franck Ribéry und Arjen Robben, dazu Thomas Müller und der frühere Hamburger Publikumsliebling Ivica Olic. Sehr offensiv. So offensiv, dass Bastian Schweinsteiger neben Anatoliy Tymoshchuk im defensiven Mittelfeld spielte, Mario Gomez sowie Miroslav Klose saßen auf der Bank.

Der HSV, mit Paolo Guerrero, dessen Kreuzband gerissen ist, und Marcus Berg, der außer Form ist, begann mit nur einem echten Stürmer: Mladen Petric. Die Bayern reagierten mit einer Dreierkette: Holger Badstuber, Daniel van Buyten und Breno.

Für Labbadias Mannschaft lautete der Auftrag, Ribéry und Robben aus dem Spiel zu nehmen. Dies gelang in den ersten zwanzig Minuten nicht und dann immer besser. Guy Demel rechts und Jerome Boateng sowie Dennis Aogo links erledigten das. Mit Unterstützung des defensiven Mittelfelds: Zé Roberto und David Jarolim. "Ribéry und Robben waren eine Aufgabe der ganzen Mannschaft", erklärte Boateng.

Es entwickelte sich ein Spiel mit Tempo und vielen Torchancen. Großes Kino.

In der ersten Halbzeit fielen trotzdem keine Tore. Die 57.000 Zuschauer im ausverkauften Volksparkstadion aber hatten ihren Spaß. Zu Ende der Halbzeit foulte Ribéry seinen Schatten Demel, der konnte nicht weiterspielen. Labbadia stellte um. Boateng wechselte, vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw, nach rechts, Aogo spielte linker Verteidiger, mit Marcus Berg kam ein zweiter Stürmer. Van Gaal spielte nun mit Viererkette. Es war auch ein taktisches Duell.

Boateng beantwortete die Frage, welchen von den beiden, die er heute abgekocht hatte, er lieber mag: "Ribéry, der lässt sich auf dem Platz nix gefallen, ein außergewöhnlicher Spieler." Und auf die Frage, ob seine Leistung der Anwesenheit von Löw zu verdanken sei: "Ich wusste nicht, dass er da ist, und wenn ich es gewusst hätte, hätte es mich auch nicht gestört."

Ob man die Bayern mag oder nicht, sie treiben den Gegner zu großen Leistungen. Zé Roberto zeigte der Bayern-Führung, dass es ein Fehler war, ihm keinen Zweijahresvertrag zu geben. Er zeigte Carlos Dunga, dass Alter nicht zählen sollte, wenn es um die Besetzung des brasilianischen Mittelfelds für die WM geht. "Das war ein Signal, dass auch eine andere Mannschaft deutscher Meister werden kann", sagte Roberto, "Bayern ist Favorit, aber wir haben eine Chance."

Der HSV wurde stärker, weil Zé Roberto, trotz eingeschränktem Training, immer noch stärker wurde. In der 72. Minute gewann Trochowski ein Laufduell gegen Ribéry, der Ball kam zu Zé Roberto, der sich in hohem Tempo rechts am eingewechselten Gomez vorbeidrückte, nach innen flankte, an Badstuber und van Buyten vorbei, zu Petric, der im Rücken von Lahm stand und einschob. Drittes Saisontor.

Sechsmal hintereinander hat der HSV nun nicht gegen die Bayern verloren. "Die glücklichere Mannschaft hat gewonnen", sagte der etwas bissige van Gaal. Die Bayern sind, auch in Form und mit Ribéry und Robben, nicht unschlagbar. Der HSV ist, mit drei Kreuzbandverletzungen, Marcell Jansens kaputtem Knie und Demels eingebundenem Knöchel, personell angeschlagen. "Es wird nicht einfach, mit zwei Stürmern in den nächsten Wochen", grinste Uli Hoeneß über den HSV, "da finde ich unsere Situation mit fünf Stürmern komfortabler."

Der HSV führt jetzt mit sechs Punkten vor den Bayern, aber: Das war der siebte Spieltag, der Film hat gerade erst begonnen.

Ob man die Bayern mag oder nicht, sie treiben den Gegner zu großen Leistungen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!