5 dinge, die wir gelernt haben:
1 Es ist immer noch Merz
Was wurde in all den Jahren nicht alles über Friedrich Merz geschrieben: zu rechthaberisch, zu retro und zu rechts, um jemals wirklich populär zu werden. Das war zwar alles richtig. Und trotzdem ist der linke Lieblingsfeind weiter auf dem Weg ins Kanzleramt – mithilfe von Schulden, SPD und Grünen, ausgerechnet. Merz scheint doch flexibler zu sein als viele dachten, die ihm nichts zutrauten, weil sie ihre eigene Abneigung mit einer Analyse der Machtverhältnisse verwechselten. Das könnte eine Lehre sein. Aber, wer weiß, vielleicht stolpert Merz ja doch noch im April.
2 Olympia wird weiblich
In einer Welt, in der neben unserem Oldtimer Merz noch viel schlimmere alte Säcke wie Trump, Putin und Xi den Ton angeben, wirkt die Nachricht sehr erfrischend, dass eine der ältesten Männerbastionen gefallen ist und das Internationale Olympische Komitee zum ersten Mal von einer Frau geführt wird. Kleiner Wermutstropfen: Kirsty Coventry aus Simbabwe war die Favoritin des bisherigen IOC-Chefs Thomas Bach, der die Spiele gern an Diktaturen vergab. Wer von Coventry also einen echten Neuanfang und das Ende der Korruption im globalen Sportbetrieb erwartet, muss schon an Wunder glauben. Aber: Nichts ist unmöglich.
3 Zufälle gibt’s
Auch bei der UNO geht ein wichtiger Posten jetzt an eine Frau – und viele, vor allem viele Männer, regen sich darüber auf, weil Annalena Baerbock den Job als Chefin der Generalversammlung einer anderen Frau weggenommen hat, die mehr diplomatische Erfahrung hat. Als ob so etwas unter Machtmenschen noch nie vorgekommen wäre. Viel interessanter ist, dass Baerbocks Anschlussverwendung nur wenige Minuten nach der Zustimmung der Grünen zum Merz’schen Schuldenpaket bekannt wurde. Aber das war sicher nur Zufall, wie eilig versichert wurde.
4 CDU-Frauen wollen Macht
Dass Julia Klöckner Bundestagspräsidentin wird, halten nicht einmal die eigenen Parteifreundinnen für die Vollendung der Gleichstellung. Sie fordern jetzt auch echte Machtposten für Frauen in Merz’ Regierungstruppe. Wir sind gespannt.
5 Deutsche Frauen brauchen Geld
In der Bundesliga der Frauen dominieren Bayern München und der VfL Wolfsburg. In der Champions League jedoch waren die Münchnerinnen gegen Olympique Lyon genauso chancenlos wie die Wolfsburgerinnen gegen Barcelona. International laufen die deutschen Vereine hinterher. Damit sich das ändert, bräuchten sie mehr ZuschauerInnen und – na klar – mehr Geld. Schade, dass sie nicht einfach eine Schuldenbremse lockern können. (lkw)
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