5 dinge, die wir gelernt haben:
1 Der Vatikan erhält eine Spitzenfrau
Die Ordensschwester Raffaella Petrini soll im März Regierungschefin des Vatikanstaats werden. Die Sozialwissenschaftlerin stimmt bereits über Bischofsernennungen mit ab und darf bei Investments mitreden – jetzt soll sie als Gouverneurin das kleinste Land auf Erden regieren. Im Januar hatte der Papst schon eine Ministerin ernannt. Erstaunlich, wie viel Verwaltungsmacht er abgibt, nur um theologisch die Oberhand zu behalten. Denn segnen und predigen bleibt auch unter Franziskus Männersache.
2 Bischöfinnen werden unterschätzt
Dabei hat diese Woche doch gezeigt, warum es Frauen auf der Kanzel braucht. Mariann Edgar Budde, anglikanische Bischöfin von Washington, D.C., gilt als antifaschistische Heldin, seit sie Donald Trump im Gottesdienst zu dessen Amtseinführung die Stirn bot. Er solle Erbarmen haben mit queeren Jugendlichen und Migrant:innen, sagte sie: „Unser Gott lehrt uns, dass wir dem Fremden gegenüber barmherzig sein sollen, denn wir waren alle einst Fremde in diesem Land.“
3 Das C in CDU ist obsolet
Ob die Christlich Demokratische Union die Predigt mitbekommen hat? Aktivist:innen haben der CDU ja schon einmal das C aus der Zentrale geklaut, 2022 hat die Union selbst überlegt, es fallen zu lassen. Nach der trumpistischen Willensbekundung von Parteichef Friedrich Merz, am ersten Tag seiner möglichen Kanzlerschaft ein „faktisches Einreiseverbot“ zu verhängen, wäre ein Namenswechsel nur konsequent. Vorschläge bitte direkt an: kah@cdu.de.
4 Grönland betet um Seehunde
Der C-Faktor ist immer schon ambivalent. Der dänische Pastor Hans Egede etwa hatte nichts Böses im Sinn, als er 1724 in Grönland die ersten Inuitkinder taufte und eine Kirche baute. Geradezu empathisch änderte er im Vaterunser eine Zeile: „Unseren täglichen Seehund gib uns heute.“ Doch auf die Christianisierung folgten Kolonialismus und Leid. Für Grönlands Premier, der Egedes Namen trägt, kein Grund, von der dänischen in Trumps Abhängigkeit zu wechseln: „Wenn die USA über Grönland reden wollen, müssen sie mit Grönland reden“, sagte Múte B. Egede am Dienstag.
5 Der Mönch von Lützerath ist stabil
Wenn das Gericht über Widerstand gegen Beamte reden will, muss es auch über Polizeigewalt reden. So ließe sich die Aussage von Loic S. zusammenfassen. Bei der Demo gegen die Zerstörung des Kohledorfs Lützerath hatte er 2023 Polizisten in den Schlamm geschubst, verkleidet als Mönch. Jetzt ist er angeklagt. Dabei hatte ihm damals sogar der echte Oberfranziskaner, Bruder Markus Fuhrmann, seinen Segen gegeben: „Seine Aktion kann man schon anbinden an die Bibel, denn auch Jesus protestiert gegen (…) eine bestimmte Denke.“ (sah)
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