5 dinge, die wir gelernt haben:
1 Berlusconi lebt weiter
Der bizarrste Ministerpräsident Italiens mag gestorben und ein weiteres Comeback wohl wirklich ausgeschlossen sein. Aber Silvio Berlusconis amerikanischer Wiedergänger ist noch da und dabei, die Justizrekorde des Italieners (30 Anklagen) zu brechen. Wie sein geistiger Patenonkel verfügt Donald Trump über teure Anwälte, die alle Verfahren so lange hinauszögern wollen, bis die Vorwürfe verjährt sind und er wieder gewählt ist. Im Vergleich dazu war es mit Berlusconi noch gemütlich.
2 Johnson ist auf den Hund gekommen
Ein anderer Politclown hat sich in dieser Woche freiwillig verabschiedet: Boris Johnson gab seinen Parlamentssitz ab und fuhr davon – fröhlich winkend und mit einem Hund auf dem Fahrersitz. Aber nur auf den ersten Blick aus deutscher Perspektive. Johnson saß, wie es sich für einen britischen Tory gehört, korrekt rechts außen. Dass wir nie verstanden, warum er je ans Steuer durfte, lag sicher nur an unserem Humormangel.
3 Aiwanger bittet um seine Abwahl
Während Boris Johnson im internationalen Wettstreit um die Berlusconi-Nachfolge also vorerst aus dem Rennen ist, hat sich der Freie Wähler Hubert „Hubsi“ Aiwanger ganz weit nach vorn gedrängelt und die „schweigende große Mehrheit“ aufgerufen, sich „die Demokratie zurückzuholen“. Die Bayern sollten ihn wörtlich nehmen. Wenn ein amtierender stellvertretender Ministerpräsident so deutlich sagt, dass sich die Machtverhältnisse ändern müssen, kann das doch eigentlich nur bedeuten: Er ruft zu seiner Abwahl auf.
4 Wagenknecht ist nicht wegzukriegen
Immerhin einen zivilisatorischen Fortschritt gab es am Mittwochabend zu verzeichnen: Bei „Maischberger“ waren die weiblichen Gäste in der Überzahl, und wahrscheinlich erstmals in einer deutschen Talkshow diskutierten drei Frauen über das frühere Männerthema Krieg und Frieden – darunter allerdings auch eine Dame, die Berlusconis Ansichten zur nötigen Flüchtlingsabwehr und unnötigen Verteidigung der Ukraine weitgehend teilt und die laut über eine Parteineugründung nachdenkt. Der Linkspartei-Vorstand hat Sahra Wagenknecht deshalb zum Abschied und Abgang aus dem Bundestag aufgefordert, doch daran denkt sie gar nicht. Warum auch? Der Linksfraktions-Vorstand lässt sie ja gewähren, bis zum eigenen Untergang.
5 Der Countdown läuft
Betrachtet man die Nachrichtenlage nüchtern, also durch die grün-besorgte Brille, rückt das Weltenende minütlich näher. Die Ampel schaltet bei Klimaschutz und Asyl nur noch von Gelb auf Rot. Wie es weitergeht, wird sich in Berlin bald zeigen. Dort führt der fiese CDU-Senat jetzt Countdown-Anzeigen an Fußgängerampeln ein. Ein Schelm, wer da an die Ablaufzeit der Bundesregierung denkt. (lkw)
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