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5 dinge, die wir gelernt haben

1 Halb dabei ist ganz daneben

Eigentlich war es klar: Diese WM konnte für Deutschland nicht gut ausgehen. Die eine Hälfte wollte gar nicht dabei sein und tippte heldenhaft konsequent Boykotterklärungen wegen der Menschenrechte ins Made-in-China-Smartphone. Die anderen, die Sportpuristen, verdrängten jegliche Realität, träumten mit Bastian Schweinsteiger von gestern und tippten 5:0. Keine leichten Vorgaben für den DFB. Also kritisierte er die Missstände in Katar – ein bisschen. Und spielte trotzdem mit – ein bisschen. Natürlich wäre Rausfliegen mit Binde ehrenvoller als ohne. Trotzdem Kompliment: Als Vorletzter war Deutschland genauso gut wie der taz Panter FC in der Medienliga. Und wir haben sehr gefeiert!

2 Habeck ist Weltmeister

Ob die Fußballer trotz Verbots die One-Love-Binde tragen sollten? Keine Frage für Robert Habeck! „Jetzt muss man sie tragen“, sprach er bei Lanz. „Ich würde es vielleicht darauf ankommen lassen.“ Wahrscheinlich hatte er kurz vergessen, dass er selbst den tiefsten Bückling von allen gemacht und knapp über den Füßen des Emirs von Katar um Gas gebettelt hatte. Mit Erfolg. Gerade kam die Zusage. „15 Jahre ist super“, jubelte Habeck und ist schon jetzt Weltmeister in dreister Scheinheiligkeit.

3 Deutschland wird einbürgerlicher

„Deutschland braucht in Zukunft alle helfenden Hände und klugen Köpfe“, hat Arbeitsminister Heil festgestellt, was angesichts der dilettierenden Fußballer, der kellnerlosen Kneipen und der ungepflegten Alten kein Mensch außer Friedrich Merz bestreiten kann. Auch die meisten Jungen können iPhones nur bedienen, aber nicht bauen. Deshalb will die Ampel die Einwanderung erleichtern. Und die Einbürgerung gleich mit. Ob die SPD das nur aus Eigennutz tut, wie die Union unterstellt, ist fraglich. Viele MigrantInnen ticken ja bürgerlicher als etwa Kevin Kühnert. Auch nach dem löblichen Einsatz der SPD für das Frauenwahlrecht wählten die meisten Frauen – rechts.

4 Lauterbach hat wieder gut zu tun

Kurz sah es so aus, als gehe dem Gesundheitsminister die Arbeit aus. Weil sich niemand mehr für Corona interessiert, interessierte er sich plötzlich auch für Fußball: „Habe Hansi Flick persönlich meine besten Wünsche übermittelt.“ Doch nun wird klar: Die Kleinsten brauchen noch mehr Hilfe. Den Kinderkliniken fehlt Geld und Personal. Und Lauterbach? Hat ja offensichtlich Zeit.

5 China lernt von Katar

Immerhin ein Gutes hat die WM doch: Der Anblick der maskenlosen Massen in den Stadien spornt den Protest gegen die Null-Covid-Viel-Orwell-Politik in China an. Die Regierung zensiert hektisch TV-Bilder. Ein Kommerzevent in einem Emirat bringt die größte Diktatur ins Wanken. Mehr ist derzeit nicht drin.

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