5 dinge, die wir diese woche gelernt haben:
1 Kardinal Woelki hat Fans
Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ist zur Symbolgestalt der stockenden Aufklärung sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche geworden. Tausenden reicht es, sie treten aus, das Kölner Amtsgericht ist dauerüberlastet. Jedoch: Hochwürden hat Fans, in einer Petition fordern sie „Fairness und einen respektvollen Umgang“ mit Woelki. Allen voran Mitglieder des Liminski-Clans, Ultra-Katholiken aus Woelkis Sprengel, deren Verbindungen bis in die hohe Politik reichen. Sohn Nathanael ist Laschets Staatskanzleichef, wir porträtierten ihn neulich, Bruder Tobias hostet die Petitionsseite. Aber warum haben nicht alle Liminskis unterzeichnet? Wenden sich da welche vom Glauben ab?
2 Ein Verlag wurde verkauft
Still und unbeachtet hat der wichtige Wissenschaftsverlag Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen seine Unabhängigkeit aufgegeben. Die niederländische Verlagsgruppe Brill hat sämtliche Titel des 1735 gegründeten Verlags übernommen. Ein stolzes Kapitel deutscher Geistesgeschichte ist damit geschlossen. Bei V & R erschien die Zeitschrift Junge Kirche, das wichtigste Organ der Bekennenden Kirche während der Nazizeit; 1973 veröffentlichte ein Bielefelder Historiker namens Hans-Ulrich Wehler dort „Das deutsche Kaiserreich“ – und leitete einen wichtigen turn in der deutschen Geschichtswissenschaft ein.
3 Bundesregierung immer peinlicher
Das Tun und Treiben einiger für die Pandemiebekämpfung zuständiger Politiker wird immer peinlicher. Kanzleramtsminister Helge Braun rechtfertigte die untaugliche Corona-App mit dem Satz, die Bundesregierung müsse ja nicht alles machen, CSU-Chef Söder beschrieb Lockerungsmaßnahmen als „atmende Coronamatrix“ und der dauerkriselnde Andi Scheuer soll die Schnelltests organisieren. Kurz gesagt: Das wird so nichts.
4 Die Welt wird enger
Weil sie nicht schwarz ist, kann die niederländische Schriftstellerin Marieke Lucas Rijneveld Gedichte der schwarzen US-Autorin Amanda Gorman nicht übersetzen. War so geplant, Gorman fand es gut, dann zog Rijneveld wegen identitätspolitisch motivierter Proteste zurück. Eine Übersetzerin müsse schwarz sein wie Gorman, sonst könne sie deren Blick auf die Welt nicht verstehen. Waren wir da nicht schon weiter?
5 Corona macht stylisch
Lockdown-Gewinner ist – rein optisch jedenfalls – Ex-Innenminister Thomas de Maizière. Seine biedere Igel-Frise ist zur Haarpracht eines lässigen Typen geworden. Sollte er so lassen, sieht top aus. Felix Zimmermann
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